Anthony Hopkins, Riz Ahmed, Steven Yeun und Gary Oldman sind für den Oscar in der Sparte Bester Hauptdarsteller nominiert, aber es kann davon ausgegangen werden, dass der verstorbene Chadwick Boseman bei den 93. Academy Awards am 25. April posthum mit dem Award ausgezeichnet wird. Die Erwartungen an seine letzte Rolle in „Ma Rainey‘s Black Bottom“ waren himmelhoch - und er hat sie übertroffen.
Der „Black Panther“-Star Chadwick Boseman starb im vergangenen August im Alter von nur 43 Jahren an Darmkrebs und drehte im Sommer 2019, drei Jahre nach seiner Diagnose, die Filmversion von August Wilsons Theaterstück „Ma Rainey‘s Black Bottom“.
Für seine donnernde Leistung als Levee, einem leidenschaftlichen Trompetenspieler mit großen Träumen im Chicago der 1920er Jahre, hat Boseman bereits den Golden Globe Award als bester Schauspieler in einem Drama gewonnen. Sein Levee ist ein tragischer, schwarzer Mann, der zurecht wütend ist auf Gott und die Welt. Er würde wahrscheinlich auch gewinnen, wenn er immer noch am Leben wäre, aber es ist die letzte Chance, die seine Kollegen haben, um ihn für seine zu kurze Karriere zu ehren - und sie werden es ziemlich sicher auch tun.
Charmant, verletzlich, herrisch
Sir Anthony Hopkins (83) wurde zuletzt im Jahr 1992 für seine legendäre Leistung als Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer“ als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Seitdem war er fünf Mal nominiert, darunter vergangenes Jahr für „Die zwei Päpste“.
Für das Spielen eines an Demenz erkrankten Mannes in Florian Zellers „The Father“ hat er - wohl verdient - einige Kritikerpreise gewonnen. In einem Moment ist er charmant, im nächsten zornig, danach wirklich verletzlich und dann regelrecht herrisch - und das oft im Verlauf von nur ein oder zwei Sätzen. Aber seine Chancen werden durch Bosemans vorzeitigen Tod zunichtegemacht. Wenn Hopkins gewinnt, würde dies wahrscheinlich zu Protesten führen und die OscarsSoWhite-Debatte zum Leben erwecken.
Erster muslimischer Hauptdarsteller nominiert
Auch der in London geborene Riz Ahmed (38) gibt als Schlagzeugspieler, der eines Tages sein Gehör verliert, eine preiswürdige Performance in dem Indiedrama „The Sound of Metal“. Einige kennen den Schauspieler vielleicht aus Filmen wie „Nightcrawler“, „Rogue One: Eine Star Wars-Geschichte“ oder aus der TV-Serie „The Night Of“ (er hat einen Emmy gewonnen). Es ist eine wirklich knifflige Leistung, weil der größte Teil des Films im Kopf seiner Figur spielt. Ahmed verlässt sich zunehmend auf Mimik und Gesten.
Mit seiner Nominierung hat er zweimal Oscar-Geschichte geschrieben: er ist der erste Künstler pakistanischer Abstammung, der in einer Schauspielkategorie nominiert wurde, und der erste muslimische Hauptdarsteller.
Scheitern am amerikanischen Traum
Eine weitere hervorragende Leistung in einem kleineren Indiefilm kam im vergangenen Jahr von Steven Yeun in „Minari“. Er spielt einen Koreaner, der seine Familie nach Arkansas übersiedelt, um eine Farm zu gründen, aber am amerikanischen Traum scheitert. Der Film wird durch die Augen seines kleinen Sohnes erzählt, aber Yeun kann die Gedanken und Gefühle seiner Figur spektakulär auch ganz ohne Worte vermitteln.
Yeun ist zwar großartig, aber es nicht die Leistung, von der alle sprechen. Das wäre Yuh-Jung Youn als seine Schwiegermutter, die gerade einen Screen Actors Guild Award für die beste weibliche Nebenrolle gewonnen hat. Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Nacht sind deutlich größer als die von Yeun.
Wenig Chancen
Man soll ja niemals die Liebe der Oscar-Wähler zu einem Film über Hollywood unterschätzen, aber Gary Oldman hat erst im Jahr 2018 einen Oscar für seine Rolle als Winston Churchill in „Die dunkelste Stunde“ gewonnen. Obwohl er als „Citizen Kane“-Drehbuchautor Herman J. Mankiewicz in dem schwarz-weißen Netflix-Drama „Mank“ hervorragend ist, wird er diesmal ziemlich sicher keinen Goldjungen mit nach Hause nehmen.
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