In 48 Stunden vorbei

Super-League-Aus: Das Ende eines Wahnsinnsprojekts

Fußball International
21.04.2021 19:45

Das Projekt einer europäischen Super League von zwölf europäischen Fußball-Topklubs ist gescheitert. Mitinitiator Andrea Agnelli, der Präsident des italienischen Rekordmeisters Juventus Turin, gestand am Mittwoch, dass die Pläne durch den Rückzug der sechs ursprünglich involvierten englischen Klubs nicht mehr umsetzbar seien. Im Laufe des Tages brachen mit Atletico Madrid, Inter Mailand und AC Milan drei weitere Teams weg.

Von den zwölf Vereinen hatten sich bis Mittwochnachmittag damit nur Juventus, Real Madrid und der FC Barcelona nicht klar von dem Projekt distanziert. Eine bei Barca in Aussicht gestellte Abstimmung der Mitglieder würde allerdings wohl ebenfalls klar gegen eine Beteiligung ausfallen. Die englischen Vertreter Arsenal, Chelsea, Liverpool, Manchester City, Manchester United und Tottenham hatten auf Druck ihrer Fans und der Politik bereits am Dienstagabend - keine 48 Stunden nach Veröffentlichung der Abspaltungspläne - einen Rückzieher gemacht.

(Bild: Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved)

Agnelli betonte nach dem Aus, dass er überzeugt sei, dass der europäische Fußball eine Veränderung brauche. Er bedauere die Art und Weise des Versuches eine Eliteliga zu installieren nicht, sagte der Fiat-Manager gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Ob das Projekt nach den zahlreichen Rückziehern noch weitergeführt werden könne? „Um ehrlich zu sein, nein, das ist offensichtlich nicht der Fall.“

Nach den Rückzügen von Liverpool und Co. ergibt sich Andrea Agnelli. (Bild: APA/AFP/Marco Bertorello, APA/Paul ELLIS)
Nach den Rückzügen von Liverpool und Co. ergibt sich Andrea Agnelli.

Real Madrid und Juventus gelten als die größten Treiber hinter der neuen Liga, die in direkter Konkurrenz zur Champions League der UEFA gestanden wäre. Reals Präsident Florentino Perez war als Vorstandsvorsitzender vorgesehen, Agnelli als sein Stellvertreter. „Ich bleibe überzeugt von der Schönheit dieses Projektes“, sagte Agnelli. Es hätte den besten Wettbewerb der Welt kreiert. „Aber zugegeben - ich glaube nicht, dass das Projekt immer noch läuft.“

Viele Teams wollten hin
Laut Agnelli seien vor dem Rückzug der englischen Vertreter zahlreiche andere Klubs an ihn herangetreten, um Aufnahme in den elitären Kreis zu finden. Neben den zwölf genannten Gründern wären noch drei weitere ständige Mitglieder vorgesehen gewesen. Fünf Plätze in der 20er-Liga hätten jährlich auf Basis der sportlichen Leistungen vergeben werden sollen.

„Ich werde nicht sagen, wie viele Klubs mich alleine in den vergangenen 24 Stunden kontaktiert haben“, sagte Agnelli. „Vielleicht lügen sie, aber viele haben mich kontaktiert und gefragt, was sie machen können, um aufgenommen zu werden.“ Topklubs aus Deutschland und Frankreich, darunter der entthronte Champions-League-Sieger Bayern München oder Paris Saint-Germain, hatten sich am Dienstag öffentlich klar gegen die Super League deklariert.

Agnelli machte auch den Druck, den die britische Regierung angeführt von Premier Boris Johnson auf die englischen Klubs ausgeübt hatte, für deren Rückzieher verantwortlich. Die sechs Teams hätten in deren Augen wohl auch die englische Premier League gefährdet, spekulierte der 45-Jährige. „Die Politik hätte das als einen Angriff auf den Brexit und auf ihr politisches Schema gesehen.“

Die Reaktionen der Fans auf die Pläne waren in England besonders ablehnend ausgefallen. Als Reaktion will die britische Regierung auch über eine stärkere Regulierung der Geldflüsse im englischen Fußball nachdenken. So werde man laut Sportminister Oliver Dowden auch über die in Deutschland gültige 50+1-Regel nachdenken, wonach Investoren nicht die Mehrheit an einem Fußballklub halten dürfen - im Milliarden-Business des englischen Fußballs eine Revolution.

Hartes Urteil über Branche
Auch Agnelli argumentierte die am Ende erfolglose Vorgehensweise mit der Natur des Fußball-Geschäftes. Mit der UEFA, deren Exekutivkomitee er bis vor wenigen Tagen angehört hatte, gab es keine Zusammenarbeit. Wenn man die Zustimmung anderer benötige, sei so ein Projekt nicht möglich umzusetzen, meinte Agnelli. „Ich denke nicht, dass unsere Branche grundsätzlich eine besonders ehrliche, vertrauenswürdige oder zuverlässige ist.“

Klubbesitzer entschuldigten sich
Liverpools Eigentümer John W. Henry musste seinen Fehler, sich den Super-League-Plänen angeschlossen zu haben, kleinlaut eingestehen. „Es tut mir leid. Ich alleine bin für die unnötige Negativität, die in den vergangenen Tagen aufgekommen ist, verantwortlich“, sagte der US-Amerikaner mit etwas Drama in einer Videobotschaft. Die jüngsten Ereignisse hätten die Kraft, die die Fans haben, gezeigt. „Wir haben euch gehört, ich habe euch gehört.“ Auch Manchester Uniteds Eigentümer Joel Glazer entschuldigte sich bei den Fans. „Wir lagen falsch und wir wollen beweisen, dass wir die Dinge wieder in Ordnung bringen können“, schrieb der US-Amerikaner in einem offenen Brief.

Mittwochabend kam auch ein Statement von Prinz William in seiner Funktion als Präsident des englischen Fußballverbandes. „Ich bin froh, dass die vereinte Stimme der Fußball-Fans gehört worden ist“, schrieb der FA-Präsident auf Twitter. Es sei nun wirklich wichtig, diesen Moment zu nutzen, „um die künftige Gesundheit des Spiels auf allen Ebenen zu sichern“, fuhr der 38-Jährige fort. Er wolle seinen Teil dazu beitragen, sagte die Nummer zwei der britischen Thronfolge.

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(Bild: KMM)



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