Die Ausgangslage
16 Jahre Merkel: Wer schafft es ins Kanzleramt?
In etwas mehr als fünf Monaten bekommt Deutschland nach 16 Jahren Angela Merkel einen neuen Kanzler oder Kanzlerin. Nach dem Chaos bei der Union steht mit CDU-Chef Armin Laschet nun auch der Kandidat für das Amt fest. Wie sieht die Ausgangslage vor dem großen Dreikampf mit Grünen und SPD aus?
Olaf Scholz: Der amtierende Vizekanzler steht schon lange als Kandidat für den Chefposten der SPD fest. Er konnte sich zurücklehnen und das Chaos in der CDU/CSU beobachten. Das Wahlprogramm ist klassisch: Klima, Sozialstaat, Reichensteuer. Zum Nichtstun verdammt, hat er die SPD aber auch nicht aus dem Umfragetief geholt. Tatsächlich stagniert die SPD bei etwa 15 Prozent. Scholz muss sich nun in direkten Duellen profilieren.
Annalena Baerbock: Grüne Berufspolitikerin mit fehlender Regierungserfahrung. Was für die einen ihr größter Nachteil ist, ist für sie ihr größter Vorteil. „Ich trete an für Erneuerung“, sagte sie bei ihrer Vorstellung als Kanzlerkandidatin. Progressivität, weg mit dem Alten, her mit dem Neuen. Man darf aber nicht vergessen: Baerbock ist seit 16 Jahren in der Politik und seit sieben Jahren im Bundestag aktiv.
Armin Laschet: Der Machtkampf mit CSU-Vorsitzendem Markus Söder hat Kraft und Sympathien gekostet. In manchen Umfragen landet die Union (23 Prozent) bereits hinter den Grünen (28). Das muss nichts heißen. Viel hängt von der Versöhnung zwischen Laschet und Söder ab. Die kein Lippenbekenntnis sein darf. Großer Nachteil der Union: Sie konnten sich noch immer auf kein Wahlprogramm einigen.
„Krone“-Kommentar: Der Mann aus Gummi
„Man kann sich Armin Laschet als Gummiball vorstellen, der jedes Mal, wenn man ihn eindrückt, in seine frühere Form zurückspringt“, charakterisiert der „Spiegel“ den CDU-Kanzlerkandidaten. Andere vergleichen Laschet mit Kaugummi, der an einem klebt und den man nicht loswird. Also ein Mann ohne Rückgrat, sollte man meinen. Weit gefehlt! Unter der Maske des jovialen Rheinländers verbirgt sich ein beinharter Kern mit großer Schläue. Markus Söder ließ er einfach anrennen, war hart im Nehmen, doch an seiner Zähigkeit, ja Sturheit, prallte der Machtmensch aus Bayern ab. Nicht zufällig trägt die offizielle Biografie Laschets den Titel: „Der Machtmenschliche“.
Das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen (zweimal Österreich) führt Laschet mit der FDP erfolgreich und geräuschlos bei nur einer Stimme Mehrheit. Vorher hatte er aus weit abgeschlagener Umfrageposition heraus einen Machtwechsel geschafft. „Nicht spalten - zusammenführen“ lautet das politische Motto des Sohns eines Bergmanns. Sein politisches Fundament ist das „Maß der Mitte“. Sein persönliches Maß ist links der Mitte. Da gleicht er Angela Merkel, die ihm aber die wankelmütige Corona-Politik dieses Bundeslandes übel nahm. Laschet redete sich auf den Koalitionspartner FDP aus.
Trotz allem Teamwork mit Söder möglich? Das könnte klappen. Die Rheinländer sind nicht nachtragend.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.