Das wäre der Traum einer Angehörigen, deren Eltern pflegebedürftig sind, aber nicht in ein Heim wollen. Auch für sich selbst, wenn es später einmal notwendig sein sollte, kann sich die Tochter eine gemeinschaftliche Lösung vorstellen.
Als sich Gabriele R. eingestehen musste, dass ihre Eltern allein nicht mehr gut zurechtkamen, war die Frage nach einem Heimplatz eigentlich kein Thema. Denn dahin wollte das Ehepaar nicht. So organisierte die Tochter eine 24-Stunden-Betreuung. Hier ihre Erfahrungen damit: „Wir waren alle berufstätig und versorgten die Eltern in der Freizeit. Doch das überforderte uns bald. Trotzdem hatten wir ständig ein schlechtes Gewissen. Die Eltern waren unglücklich. 24-Stunden-Betreuung war für uns die Rettung in der Not! Mit der Minipension der Mutter allein wäre es sich aber auch mit den Zuschüssen nicht ausgegangen.“
War es schwierig, passende Betreuerinnen zu finden?
Die ersten Pflegerinnen mussten bald ausgetauscht werden, sie sprachen zu schlecht Deutsch, konnten sich weder mit den Eltern noch mit uns oder dem Arzt verständigen. Doch dann kamen irgendwann Anna und Janka und blieben neun Jahre lang Teil unserer Familie. Dafür sind wir heute noch dankbar.
Was machte Ihnen die größten Probleme und was sollte im Zug der Reform verbessert werden?
Im Spital sagte man uns einfach, der Vater wird als Pflegefall in zwei Tagen entlassen. Überforderung auf allen Ebenen. Rechtzeitig umfassende Information wäre toll, damit man weiß, welche Möglichkeiten es gibt, und Zeit zum Organisieren hat. Außerdem war es reiner Zufall, dass wir bei einer guten Agentur landeten. Das muss transparenter werden.
Möchten Sie selbst einmal so versorgt werden?
Für mich, ganz klar: JA! Aber mein Traum ist eigentlich, mit Leuten, die ich mag, in einem Mehrfamilienhaus zusammenzuwohnen. Jeder in einer eigenen kleinen Wohnung. Und alle zahlen gemeinsam eine Pflegerin, die je nach Bedarf zum Einsatz kommt, aber immer zur Verfügung steht.
Ingrid Korosec: „Nicht ohne 24-Stunden-Pflege“
Die 24-Stunden-Betreuung spielt insgesamt nur eine kleine Rolle bei der Versorgung älterer Menschen. Sie kostet Geld und die Wohnung muss entsprechend groß sein. Durch die staatlichen Zuschüsse können aber immerhin knapp 30.000 Menschen solche Betreuerinnen engagieren, somit weiter zuhause leben. Die Grenzsperren während Corona zeigten, was passiert, wenn diese Möglichkeit ausfällt. Viele Familien gerieten in ernste Schwierigkeiten, weil die Betreuer in ihren Heimatländern festsaßen. Heime und mobile Dienste konnten nicht ausreichend und nicht rasch genug einspringen. Die meisten dieser - meist - Frauen kommen aus der Slowakei und Rumänien. Sie verbringen üblicherweise mindestens zwei Wochen bei ihren Klienten und leisten dort oft Schwerarbeit.
Eigentlich sind sie dazu da, den Haushalt am Laufen zu halten und den Menschen Gesellschaft zu leisten. Viele von ihnen arbeiten in Wahrheit als Pflegerinnen, geben Medikamente, wechseln Verbände, versorgen Wunden und vieles mehr. Für die öffentliche Hand rechnen sich die 159 Millionen Euro Zuschüsse im Jahr durchaus, denn Heimplätze kommen weitaus teurer. Umso dringender müssen die Problemfelder - Stichwort teilweise unseriöse Agenturen und unfaire Behandlung der Frauen - behoben werden. Die Reform der Pflege bietet Gelegenheit endlich verpflichtende Kriterien für die Anbieter zu formulieren und die Qualität, aber auch faire Arbeitsbedingungen für die Betreuerinnen durch häufigere und genauere Kontrollen zu sichern.
Kontakt: Ingrid Korosec, Österreichischer Seniorenbund, Lichtenfelsgasse 7, 1010 Wien.
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