Sorgen wegen Mutation

Virologe: Öffnungen im Indoor-Bereich „mutig“

23.04.2021 21:35

Zum jetzigen Zeitpunkt sei die Öffnungsstrategie der Regierung mutig, besonders im Veranstaltungsbereich, da dort im Innenbereich bis zu 1500 Besucher möglich sein sollen. So die erste Einschätzung des Virologen Norbert Nowotny von der Veterinärmedizinischen Universität Wien, der davon ausgeht, dass es in den nächsten Tagen noch Präzisierungen geben wird. Langfristig wünscht er sich solche für den „Grünen Pass“, Sorgen macht ihm die Lage in Tirol wegen der dort aufgetretenen Mutation.

Der „Grüne Pass“ wäre an sich „okay“, doch langfristig wäre auch EU-weit eine Definition zur Dauer des Immunschutzes zu überdenken, denn dieser könne je nach der Schwere der vorherigen Corona-Erkrankung von zwei bis zu zehn Monate andauern: „Antikörpertests sind hier eine Option für die Zukunft“, erläuterte Nowotny, und zwar auch für Geimpfte.

Dr. Norbert Nowotny

(Bild: Klemens Groh)

„Damit wäre der ,Grüne Pass‘ sicherer“
Ein solches Vorgehen wäre auch finanziell praktikabel. Wie zuvor bei den Antigentests solle daher auch jetzt für die ganze EU ein einheitlicher Antikörpertest definiert und in den Ländern eingesetzt werden. „Damit wäre der ,Grüne Pass‘ sicherer, da ersichtlich ist, ob die jeweilige Person mit einem definierten Test eine bestimmte Menge an Antikörpern zu diesem Zeitpunkt aufweist“. Das seien Nachschärfungs- oder Präzisierungsdetails, den Pass einführen, wie er jetzt geplant ist, könne man durchaus.

Schon in zweieinhalb Wochen soll der Grüne Pass auf nationaler Ebene fertig sein: Starttermin ist der 4. Juni

(Bild: SEPA.Media | Johann Schwarz)

Die Lage in Tirol besorge ihn hingegen, dort müsse man die „Hausaufgaben“ erledigen, also die Ausbreitung der Virusvariante B1.1.7-E484K eindämmen, um am 19. Mai wirklich aufsperren zu können: „Ich hoffe, dass die Ausreisetestpflicht für Tirol, die bis 5. Mai verlängert wurde, bis 19. Mai weitergeführt wird“, so Nowotny.

Tirol: „Variante wird sich innerhalb des BUndeslandes weter ausbreiten“
Trotzdem bleibe das Problem, dass sich die Variante innerhalb des Bundeslandes weiter ausbreiten werde, daher sollte auch „innertirolerisch“ etwas unternommen werden: Vermehrte Bestimmen der neuen Variante - spezielle PCR-Tests dafür gebe es - und das Setzen von Maßnahmen auf regionaler Ebene, wenn Cluster registriert werden. Das Land habe die zwar weniger ansteckende südafrikanische Variante unter Kontrolle gebracht, er hoffe, das gelinge nun auch wieder.

„Es wird noch ärger“
Der Experte verwies zudem auf die Lage in Vorarlberg, „da begannen trotz aller Maßnahmen die Zahlen deutlich zu steigen, und es wir noch ärger“, so Nowotny - und die „Modellregion“ zeige damit, wie es ab 19. Mai auch in Österreich sein kann, „denn Vorarlberg hat das ordentlich gemacht, so habe man bei gestiegenen Inzidenzen in den Bezirken entsprechende Maßnahmen gesetzt, etwa in Form von Ausreisetests - so etwas müsse man dann auch in ganz Österreich andenken.

(Bild: stock.adobe.com/JM Soedher, Krone KREATIV)

„Müssen so schnell wie möglich mit Impfungen weitermachen“
Und was das restliche Österreich betrifft, so werde bis zum 19. Mai in allen Bundesländern der Lockdown in der Light-Variante weitergeführt werden. Somit könne man davon ausgehen, dass die Zahlen auch bis dahin weiter sinken. Bis dahin gelte: „Wir müssen so rasch als möglich mit den Impfungen weitermachen“, so Nowotny. Dazu gebe es keine Alternative, auch wenn es möglich sei, dass die Impfung die Fluchtmutation begünstigt.