„Krone“ in Lissabon
Portugals Rückkehr ins Leben: Vorsicht statt Party
Dem einstigen Corona-Hotspot Portugal ist die Kehrtwende zum europäischen Vorbild gelungen. Nun hat das Land wieder aufgesperrt. Aus Lissabon berichtet Doris Vettermann.
Die Wiederauferstehung kommt auf leisen und langsamen Sohlen. Es ist keine Rückkehr ins Leben mit Pomp und Trara, sondern ein behutsames Vorantasten und Lockern. Zu tief sitzt noch der Schock über den schrecklichen Verlauf der dritten Welle, noch zu präsent sind die Erinnerungen an die Zeit mit mehr als 300 Todesfällen pro Tag, zu groß ist noch die Angst, erneut kurz vor einem Kollaps zu stehen. Mehr als 16.000 Corona-Tote haben das Land traumatisiert.
Harter Lockdown galt seit Mitte Jänner
Mithilfe eines seit 15. Jänner geltenden harten Lockdowns hat es Portugal nun zwar geschafft, die Infektionen auf einen Wert, von dem andere Staaten, auch Österreich, nur träumen können, herunterzudrücken und alles wieder aufzusperren, doch die Bevölkerung bleibt extrem vorsichtig. Von Party keine Spur.
In Lissabon tragen die meisten Menschen auch im Freien nach wie vor eine Maske, obwohl dies nur vorgeschrieben ist, wenn der Mindestabstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann. Die Lockerungen erfolgten schrittweise, zuerst die Kindergärten und Volksschulen, Bibliotheken sowie körpernahe Dienstleister, dann Schulen, Handel, Museen sowie Sport und zuletzt Kinos, Theater und Veranstaltungszentren.
Die Maske bleibt auch im Schanigarten auf
Seit Montag haben auch Restaurants und Kaffeehäuser wieder geöffnet (Sperrstunde ist um 22 Uhr, am Wochenende bereits um 13 Uhr), wirklich voll ist aber kein Lokal. Selbst im Schanigarten sitzen beinahe alle mit einem Mund-Nasen-Schutz. „Das wird empfohlen, und die meisten halten sich auch daran“, sagt Gesundheitsexperte André Peralta Santos. Er zeigt sich zuversichtlich, dass der kritische Zustand auf den Intensivstationen nicht noch einmal erreicht wird.
Es gab in Portugal nur wenige Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. Das Gesundheitswesen war stark unter Druck, und die Menschen wussten das.
Wissenschafter und Gesundheitsexperte André Peralta Santos
Ab 3. Mai sollen die Einschränkungen bei den Öffnungszeiten wegfallen. Die tatsächlichen Lockerungen hängen aber von den Infektionen in der jeweiligen Region ab, es sind jederzeit Verschärfungen möglich. Derzeit liegt die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei 30 bis 35.
Noch kein Tourismus
Noch sind Urlauber nicht willkommen, entsprechend ruhig ist es im sonst so pulsierenden Zentrum der portugiesischen Hauptstadt. Für Geschäftsreisende ist ein negativer Covid-Test das wichtigste Utensil, das am besten immer griffbereit ist. In sämtlichen öffentlichen Gebäuden, in Hotels, aber auch in Restaurants ist stets jemand zur Stelle, der den Besuchern freundlich, aber durchaus bestimmt ein Fieberthermometer an die Stirn hält. Man gewöhnt sich rasch daran und ist schon fast ein bisschen enttäuscht, wenn einmal niemand auf einen zuspringt und die Temperatur misst.
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