„Krone“-Kolumne

Loyal & kuschelig: Mit Tieren gegen die Einsamkeit

Kolumnen
25.04.2021 08:00

Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller darüber, wie Menschen mit Tieren die Pandemie bewältigen. 

Ansteckungsängste haben nicht nur unsere intimen Beziehungen zu Menschen verändert, sondern auch unser Verhältnis zu Tieren. Pandemien haben ihren Ursprung häufig bei Tieren: Industrielle Tierhaltung und die Ausbeutung von Wild- und Nutztieren erhöhen das Risiko, dass Viren auf den Menschen übertragen werden. Ausgehend von den aktuellen wissenschaftlichen Informationen ist es unwahrscheinlich, dass sich Menschen bei ihren Haustieren mit Covid-19 anstecken können. Hunde und Katzen können sich jedoch unter Umständen bei ihren erkrankten Besitzern infizieren.

In der Studie zu Intimität in der Pandemie hat sich gezeigt, dass jeder dritte Befragte mit mindestens einem Tier im Haushalt lebt. 14 Prozent davon haben sich ihr Tier in der Pandemie zugelegt, als Tierheime regelrecht gestürmt wurden. Dabei glauben zwei Drittel der Besitzer, dass ihnen ihr Tier zu lieben hilft, gesund zu bleiben. Und da dürfte auch etwas dran sein, zumindest wenn es um psychische Gesundheit geht. So ist beispielsweise aus der Forschung bekannt, dass eine gute Beziehung zu Tieren Einsamkeit und Depressionen verringern kann. Tiere helfen auch, die Berührungsarmut von allein lebenden Menschen zu verringern.

Vier von fünf Befragten streicheln und schmusen im Lockdown sehr oft mit ihrem Tier. Wer einen Hund hat, dem gibt das Haustier auch einen Grund, regelmäßig die Wohnung zu verlassen. Angenehme körperliche Berührungen, das Streicheln von Fell und Bewegung an der frischen Luft geben Menschen Halt und Struktur in einer unsicheren Zeit.

Nahezu alle Tierbesitzer geben deshalb an, dass ihr Tier sie in der Pandemie glücklich macht und sehen es als Teil ihrer Familie. Dabei sind Tiere wichtige Ansprechpartner. Jeder zweite Befragte vertraut sich seinem Tier oft an, vor allem wenn sie sich im Lockdown einsam fühlen und es vermeiden, mit Fremden zu sprechen. Etwas mehr als ein Drittel der Befragten findet sogar, dass ihr Tier ihr bester Freund ist.

Besonders jene Menschen, die sich von anderen verlassen fühlen, lieben ihr Tier dafür, dass es loyaler ist als die meisten Menschen in ihrem Leben, mit denen sie schlechte Erfahrungen gemacht haben. Bleibt zu hoffen, dass sie auch mit ihren Tieren loyal sind, wenn der Lockdown vorbei ist und Normalität einkehrt. Tierheime haben in dieser Hinsicht nicht die besten Erfahrungen mit Tierbesitzern gemacht.

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Dr.in Barbara Rothmüller, Soziologin und Sexualpädagogin

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