Die Kampagne #allesdichtmachen ist nicht nur nach hinten losgegangen, sondern führt nun auch zu mehr oder weniger offenem Hass gegen die beteiligten Schauspielerinnen und Schauspieler in Deutschland und Österreich. Die deutsche Schauspielerin Meret Becker sieht sich nun offenbar mit Morddrohungen konfrontiert.
Wie Bruder Ben Becker gegenüber bild.de schildert, sei seine Schwester „am Boden zerstört und sitzt weinend zu Hause“. Sie sei auf eine „unangenehme Art und Weise politisiert und in die rechte Ecke gedrängt worden“. „Das ist doch ein Wahnsinn. In was für einer Zeit leben wir eigentlich?“, fragt der 56-jährige Schauspieler und Sänger und wehrt sich gegen jegliche Politisierung von Schauspielern. Diese hätten nichts mit „Corona-Leugnern oder rechten Irren zu tun“. Ben Becker sieht die Kampagne zwar als etwas misslungen an, man dürfe aber auch nicht schweigen. „Und das werde ich auch nicht tun“, so Ben Becker.
Unter dem Motto #allesdichtmachen hatten Dutzende Schauspieler, darunter auch prominente österreichische Kulturschaffende, mit ironisch-satirischen Clips die Corona-Politik der Bundesregierungen kommentiert. Die Videos waren am Donnerstagabend veröffentlicht worden und thematisierten etwa die politische Entscheidungsfindung, die öffentliche Diskussion oder die Kontaktbeschränkungen in der Pandemie. Am Samstag wurde auf der Seite allesdichtmachen.de ein Statement veröffentlicht. „Die Gruppe hat keinen ,Kopf‘ und keine gemeinsame Stimme“, hieß es darin. „Das Projekt ist kollektiv entstanden, die Gruppe ist divers, die Meinungen gehen auch hier auseinander.“
Löschungen und Distanzierungen
Nach heftiger Kritik und teils Zustimmung aus dem rechten Lager hatten sich im Laufe des Freitags einige Teilnehmer von ihren Beiträgen distanziert. Die Schauspielerin Ulrike Folkerts etwa bezeichnete ihre Beteiligung als Fehler. „Die Videos, die entstanden sind, wurden falsch verstanden, sind vielleicht falsch zu verstehen“, schrieb die „Tatort“-Kommissarin am Freitagabend auf Instagram.
„Ich habe einen Fehler gemacht, ich war naiv genug zu glauben, mit meinen Kollegen*innen ein gewinnbringendes Gespräch in Gang zu bringen. Das Gegenteil ist passiert.“ Es tue ihr leid, „Menschen verletzt und vor den Kopf gestoßen zu haben“. „Tatort“-Regisseur Dietrich Brüggemann, der zu den Organisatoren der Kampagne zählt, hatte die heftigen Reaktionen auf die Kampagne erwartet. Zudem gebe es abgesehen vom Shitstorm auch viel Zuspruch.
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