Kann gut sein, dass sich die zuletzt ziemlich zerzaust wirkende Regierung mit der Öffnungsankündigung für den 19. Mai aus dem Umfragetief katapultiert. Meinungsumfragen werden wohl auch die entscheidende wissenschaftliche Grundlage der türkis-grünen Koalition für ihre Hoffnungsnummer gewesen sein. Teile des Corona-müden Volks haben die fragile Frohbotschaft des Kanzlers gewiss mit Dankbarkeit aufgenommen. Wer nun Argumente gegen das Ende des Lockdowns vorbringt, hat als Spielverderber keinen leichten Stand.
Aber in einer Krise ist die Kunst, Unterschiede zu machen, ein wichtiger Wert. Da zeichnen sich dann im pandemischen Nebel die Konturen starker Persönlichkeiten deutlicher ab. So wie die von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, der seiner Verantwortung unter Inkaufnahme eines möglichen Popularitätsverlusts nachkommt. Ludwig bleibt vorsichtig, macht keine Versprechen, beobachtet die Entwicklungen und trifft seine Entscheidungen auf Basis von Fakten. Ludwig, der Unterschätzte, wächst in der Krise.
Anders verhält es sich mit dem geschätzten Bundespräsidenten, dessen Konturen im Nebel verschwimmen. Die meiste Zeit schweigt das Staatsoberhaupt zu den Merkwürdigkeiten in der Republik gütig oder es beschränkt sich auf müde Wohlfühlformeln. Ein Leuchtturm der Orientierung oder der weisen Mahnungen an die Regierung ist Alexander Van der Bellen nicht. Dabei wäre etwas Courage in der Lage, in der sich das Land befindet, angemessen und überfällig.
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