Sie werden mit Stempel, Unterschrift und Chargen-Aufklebern angeboten und wirken auf den ersten Blick täuschend echt: Impfpässe mit gefälschtem Corona-Schutznachweis. Zum Kauf angeboten werden sie derzeit verstärkt über den Messengerdienst Telegram. Die Polizei ermittelt.
Journalisten des ARD-Magazins „Report Mainz“ ist es gelungen, einen der Händler persönlich ausfindig zu machen. Er erzählt, dass er sich selbst nicht impfen lassen, trotzdem aber seine Grundrechte zurückerlangen wolle. Anderen geht es offenbar ähnlich, denn sein Geschäft mit gefälschten Impfpässen brummt. An einem Tag habe er mehr als 30 Stück verkauft, prahlt der Händler einer ARD-Mitteilung zufolge. Seine Kunden kommen demnach aus dem gesamten Bundesgebiet. Der Stückpreis liegt bei 150 Euro. Wer zehn Pässe nimmt, muss pro Stück nur noch 125 Euro zahlen.
„Das ist beschämend“
„Ich habe mir nicht vorstellen können, dass es so was gibt“, zeigt sich Michael Heiland, städtischer Leiter des Impfzentrums Frankfurt schockiert über den Handel mit gefälschten Impfpässen. Auch Benedikt Hart, Leiter des Impfzentrums vonseiten des Deutschen Roten Kreuzes, wusste nicht, dass gefälschte Impfpässe, die als Originale aus dem Frankfurter Impfzentrum gehandelt werden, im Netz angeboten werden. „Das ist beschämend, das ist furchtbar, ich kann es gar nicht fassen, ich bin sprachlos.“
Jeder Arzt im Impfzentrum habe einen eigenen Stempel - mit einer nur ihm zugeteilten Nummer, die das Impfzentrum auch nicht verlasse. Doch das könne nur er erkennen. Für Beamte, die so einen Impfpass zum Beispiel an einer Landesgrenze kontrollieren, sei das nicht zu erkennen, so Hart.
Polizei ermittelt
Im zuständigen Landeskriminalamt Hessen zeigt man sich daher alarmiert. Man habe den Handel mit gefälschten Corona-Impfbescheinigungen im Fokus und werde dagegen „selbstverständlich strafrechtlich ermitteln“. Sowohl das Herstellen, das Vertreiben, aber auch die Nutzung solcher gefälschten Gesundheitszeugnisse sei strafbar, betonte das Landeskriminalamt. Blanko-Impfpässe seien jedoch freiverkäuflich, was zum „vermehrten Angebot gefälschter Zeugnisse“ führe.
Eine erhöhte Fälschungssicherheit soll es erst mit dem digitalen Impfpass geben, der noch vor den Sommerferien in Deutschland eingeführt werden soll.
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