Lage eskaliert

Corona wütet weiter: Weltweite Sorge um Indien

Ausland
27.04.2021 05:59

Vor einigen Wochen war die Lage in Indien noch in Ordnung, nun werden selbst Tragen für die Toten knapp. Ein Lagebericht aus einem Land, in dem die Corona-Situation völlig eskaliert.

Zwei Monate ist es her, da konnte der Tiroler Bernhard Fussenegger noch durch Indien reisen. Seit vier Jahren lebt der 32-Jährige am anderen Ende der Welt, erlebt hautnah, wie „schwierig es ist, in einem Land mit mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern eine Pandemie unter Kontrolle zu bringen“. Heute herrscht wieder Lockdown. Grundversorger haben wochentags nur am Vormittag geöffnet, das Haus darf man nur verlassen, wenn es unbedingt nötig ist.

Tragen für die Toten werden knapp
Denn ein rasanter Anstieg an Infektionen bringt das Land an den Rande des Kollaps. Zum fünften Mal in Folge wurde mit 352.991 Fällen am Montag ein weltweiter Höchststand vermeldet. Medikamente und medizinischer Sauerstoff sind kaum verfügbar. Selbst Tragen, um die Toten wegzubringen, sind knapp. In stark betroffenen Städten wie Delhi werden Leichen in provisorischen Krematorien verbrannt. Das erzählt auch Fussenegger, der in Pune, im westindischen Bundesstaat Maharashtra, lebt.

Den Rettungskräften und Bestattern in Indien gehen schon die Tragen aus. (Bild: AP)
Den Rettungskräften und Bestattern in Indien gehen schon die Tragen aus.

„Ja, es ist leider so, dass Menschen, die an Corona sterben, verbrannt werden.“ Für die Angehörigen gebe es keine Beerdigung. Grundsätzlich ist das indische Gesundheitssystem nicht für Krisen gerüstet. Vor allem bei der Sauerstoff-Beschaffung sei die Infrastruktur ein Problem, erklärt der Auswanderer. Denn es mangle weniger am Sauerstoff selbst als an den Zylindern. „Die Krankenhäuser sind dafür auch nicht ausgerüstet“, sagt der 32-Jährige.

Auch Österreich will Hilfe anbieten
Die Regierung von Ministerpräsident Narendra Modi steht wegen der dramatischen Lage in der Kritik. Sie hatte religiöse und politische Massenveranstaltungen zugelassen, obwohl die Infektionszahlen in der zweiten Welle wieder stiegen. Auch im aktuellen Lockdown seien Hochzeiten mit 25 Personen erlaubt, erzählt Fussenegger von Regeln, „die nicht wirklich Sinn machen“. Aber: „Das ist eben ein sehr wichtiges kulturelles Ereignis.“

Angehörige trauern auf einem Feld, die Leichen werden in provisorischen Krematorien verbrannt. (Bild: APA/AFP/Jewel SAMAD)
Angehörige trauern auf einem Feld, die Leichen werden in provisorischen Krematorien verbrannt.

Mehrere Länder wie Großbritannien, die USA und Deutschland haben Indien Unterstützung angeboten. Auch Österreich arbeitet an einem Hilfsangebot. Details dazu sollen diese Woche folgen. Und es gibt auch gute Nachrichten: „Die Impfungen werden von der Regierung gut organisiert - und es ist auch Impfstoff vorhanden“, so Fussenegger. Er werde unter anderem in Pune produziert.

Indien mobilisiert nun die Armee
Unterdessen hat die Regierung die Armee zu Hilfe gerufen. Generalstabschef Bipin Rawat kündigte am Montag die Entsendung von militärischem Personal im Ruhestand in die Kliniken an. Zudem würden Sauerstoffvorräte aus den Armeereserven freigegeben. Es werde „Himmel und Erde“ in Bewegung gesetzt, twitterte Gesundheitsminister Harsh Vardhan.

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