Tichanowskaja in Wien:
Geist des Widerstands können sie nicht rausprügeln
Die Unterdrückung des Volkes in Weißrussland (Belarus) wird schlimmer. Seit dem Beginn der Proteste gegen den langjährigen Machthaber Alexander Lukaschenko letzten August wegen des Vorwurfs der Wahlfälschung leidet das Volk immer mehr. „Aber es gibt nicht auf“, sagt Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja zur „Krone“ im Marriott-Hotel in Wien.
„Die Situation wird schlimmer. Menschen werden gekidnappt und über Jahre weggesperrt“, sagt Swetlana Tichanowskaja. „Aber den Geist des Widerstands können sie nicht aus uns rausprügeln.“
Hoffnung auf mehr Solidarität
Eine Mitstreiterin von ihr, Maria Kolesnikowa, und ihr Mann Sergej sitzen im Gefängnis. Sie selbst musste vor der Strafverfolgung nach Litauen fliehen. Lukaschenko verlangt ihre Auslieferung als Terroristin. Litauen sagte, „eher werde die Hölle gefrieren“. „Kleine Länder wie Litauen haben Großes geleistet“, so Tichanowskaja. Sie wünsche sich mehr solche Reaktionen auf die Unterdrückung in Belarus.
Auch aus Österreich. Im Rahmen der OSZE wünsche sie sich Österreich als Mediator für einen Dialog mit dem Lukaschenko-Regime: „Ich will keine Macht“, sagt Tichanowskaja. „Ich will nur freie und faire Wahlen.“
„Ich will keine Macht, ich will nur freie und faire Wahlen."
Swetlana Tichanowskaja
Am Dienstag trifft sie Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Mittwoch Bundeskanzler Sebastian Kurz und Außenminister Schallenberg. Dazu soll es ein Treffen mit Vertretern der Raiffeisen Bank International (RBI) geben.
Kritik an österreichischen Unternehmen
Tichanowskaja kritisierte mehrmals das Arrangement der RBI mit den staatlichen Strukturen in Belarus. Aus dem Konzern heißt es, man weise strikt zurück, dass man Lukaschenkos Menschenrechtsverletzungen mitfinanziere, und man mache keine Geschäfte mit Vertretern aus Belarus, die auf der EU-Sanktionsliste stehen.
Ebenso kritisiert die Oppositionelle die A1-Telekom, deren weißrussischer Ableger während der Proteste das Netz abgedreht haben soll. A1 dementiert. Es gab flächendeckende Störungen, die nicht in das A1-Einflussgebiet fallen. Tichanowskaja meinte, sie wisse, dass A1 unter Druck gesetzt wurde, hoffe aber, dass „Werte wichtiger als Business sind“.
Beziehungen mit Russland „offener gestalten“
Bezüglich der Annäherung Lukaschenkos an Kremlchef Putin sagte sie: „Russland wird immer unser Nachbar sein, mit dem wir gute Beziehungen haben wollen. Wir wollen sie offener gestalten.“ Da die Wahl von „Ex-Präsident Lukaschenko“ nicht anerkannt wurde, sei jede Abmachung zwischen ihm und Putin illegitim.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.