Menschen verunsichert

Experten: Impfstoffe besser nicht mischen

Österreich
28.04.2021 06:00

Einladungen zu Impfterminen mit unterschiedlichen Vakzinen verunsicherten „Krone“-Leser. Die Redaktion ist dem nachgegangen. Die zweite Impfdosis beschäftigt indessen auch viele Amerikaner - Millionen von ihnen verzichten auf die zweite Impfung. Eine Teilimpfung bietet aber keinen vollständigen und langfristigen Schutz.

Deutschland macht es teils, in den USA wird es teils verweigert - und in Österreich ist es vom Nationalen Impfgremium (NIG) nicht empfohlen: das Mischen von Impfstoffen. Zumindest nicht für die Grundimmunisierung, die bei Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca aus zwei Stichen besteht.

Fakt ist: „Wir wissen es noch nicht“
Für Impfexperte Herwig Kollaritsch wäre ein Mischen „nur aus Jux und Laune unverantwortlich. Wenn Sie Autofahren: Da können Sie auch nicht jeden Diesel mit Biodiesel fahren.“ Was beim Vektor- und mRNA-Mix herauskommt? Vermutlich nichts Furchtbares. Aber Fakt ist: „Wir wissen es noch nicht“, so Kollaritsch. Er macht sich dabei nicht vorrangig Sorgen um mögliche Nebenwirkungen, sondern um die Schutzwirkung.

Herwig Kollaritsch (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Herwig Kollaritsch

Aber natürlich müsse man in Einzelfällen, wenn es beim ersten Stich Komplikationen gab, abwägen, ob man beim zweiten ein anderes Vakzin gibt: „Dafür muss eine Begründung vorliegen.“ Würden nun Bundesländer anders handeln, könnten sie sich haftbar machen.

Anderes Vakzin beim zweiten Termin?
So wunderten uns Leseranfragen, wonach sie beim zweiten Impftermin ein anderes Vakzin erhalten sollten. Die „Krone“ fragte bei den Länder-Zuständigen nach: Offiziell verimpft kein Bundesland gemischt. Man könne aber nur für die Impfstellen des Landes sprechen, nicht etwa für niedergelassene Ärzte, hieß es. Den Fall unserer Leser, die Impf-Einladungen mit zwei verschiedenen Vakzinen erhielten, könne man sich nur mit einem „technischen Fehler“ erklären. Jedenfalls: Zur Kombination von Impfstoffen laufen Studien. „Bis Ende Mai könnten wir ein Ergebnis haben“, so Kollaritsch. Also könnte künftig der Weg für einen Mix offen sein.

Die Impfung wirkt - das wird vor allem bei einem Blick in die Heime deutlich. Auf dem Höhepunkt der zweiten Welle wurde dort nämlich jeder zweite Corona-Tote registriert. In der dritten Welle ist es weniger als jeder Fünfte - mit stark sinkender Tendenz. Insgesamt haben die Länder bis Dienstag 3812 Corona-Tote in Heimen gemeldet. Mit steigender Durchimpfung ist der Anteil aber deutlich gesunken: Von knapp einem Drittel im Februar auf 14 Prozent im März und sechs Prozent im April. Auch die Lockerung der Besucherregeln hat vorerst nicht zu einem deutlichen Anstieg der Infektionen geführt. (Bild: Krone Kreativ | Quelle: APA, SKKM/Gesundheitsministerium)
Die Impfung wirkt - das wird vor allem bei einem Blick in die Heime deutlich. Auf dem Höhepunkt der zweiten Welle wurde dort nämlich jeder zweite Corona-Tote registriert. In der dritten Welle ist es weniger als jeder Fünfte - mit stark sinkender Tendenz. Insgesamt haben die Länder bis Dienstag 3812 Corona-Tote in Heimen gemeldet. Mit steigender Durchimpfung ist der Anteil aber deutlich gesunken: Von knapp einem Drittel im Februar auf 14 Prozent im März und sechs Prozent im April. Auch die Lockerung der Besucherregeln hat vorerst nicht zu einem deutlichen Anstieg der Infektionen geführt.

Amerikaner verzichten oft auf zweite Dosis
Debatten über die zweite Teilimpfung gibt es auch in den USA. Mehr als fünf Millionen Menschen, die in den Vereinigten Staaten eine erste Impfung mit den Vakzinen von Biontech/Pfizer oder Moderna erhalten hatten, ließen ihren zweiten Stich sausen, berichtet die „New York Times“. Die Gründe dafür variieren. Doch in vielen Fällen sei beim zweiten Termin nicht jener Impfstoff auf Lager gewesen, mit dem der erste Stich erfolgt war. Betroffene wurden auf der Suche nach dem richtigen Anbieter von einer Impfstation zur nächsten geschickt. Dabei würden einige schlicht aufgeben, heißt es.

Andere wiederum würden auf die zweite Impfung verzichten, da sie sich nach der ersten Teilimmunisierung bereits sicher fühlen würden. Tatsächlich berichtet eine schottische Studie davon, dass es nach der ersten Impfung mit Biontech/Pfizer oder AstraZeneca zu 90 Prozent weniger Krankenhausaufenthalten kam.

Dauer des Impfschutzes weiter unklar
Das große Aber: Der Betrachtungszeitraum der Studie ist mit einigen Wochen nur sehr kurz. „Und was danach kommt, weiß man nicht“, sagt Impfexperte Kollaritsch. Denn wie lange der Schutz nach der ersten Impfung hält, ist genauso unklar wie die Möglichkeit einer Auffrischung. Alle Studien seien auf dem Prinzip der Zweifachimpfung aufgebaut worden, so Kollaritsch, der das Problem durch eine Auto-Metapher veranschaulicht: „Bei einem Auto würden Sie ja auch nicht drei statt fünf Radmuttern anziehen, weil sie sich schon sicher fühlen?“

(Bild: MARCO BERTORELLO)

Neue Anreize
Auch das Gesundheitsministerium betont, dass der vollständige und vor allem langfristige Schutz erst nach beiden Teilimpfungen gegeben ist. „Bisher gibt es auch keine Hinweise dafür, dass für eine Vielzahl an Erstgeimpften der notwendige Impfstoff für die Zweitimpfung nicht zur Verfügung steht“, wird versichert.

In den USA versucht man nun, den Menschen entgegenzukommen, etwa indem man Studenten den Zweittermin anbietet, bevor sie im Sommer nach Hause fahren.

Kronen Zeitung

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