Geimpfte, genesene und getestete Menschen werden gleichgestellt, sie sollen ab 19. Mai wieder mehr Freiheiten zurückbekommen. Doch wie tragen sie zum Infektionsgeschehen bei? Ein Überblick über Schutz und Risiken.
Eines vorweg: Den perfekten Schutz gibt es nicht. Deshalb wird auch in der neuen Normalität Maskenpflicht herrschen, die Abstands- und Hygieneregeln werden uns weiter begleiten. Geimpfte, genesene und getestete Personen sollen aber Freiheiten zurückbekommen. Doch sind wir wirklich alle gleich? Die ersten beiden Gruppen könne man aus medizinischer Sicht als gleichwertig ansehen, sagt Virologin Monika Redlberger-Fritz.
Bei Genesenen ist das Immunsystem wie bei Geimpften schon einmal mit dem Virus in Kontakt gekommen und hat eine Antikörperantwort gebildet. „Diese hält mindestens sechs bis acht Monate“, erklärt Redlberger-Fritz. Aus einer dänischen Studie geht hervor, dass sich weniger als ein Prozent der Infizierten aus der ersten Welle nach einem halben Jahr erneut angesteckt hat. Die Forscher errechneten ein um 80 Prozent geringeres Risiko, sich wieder anzustecken. Ob der Immunschutz aber irgendwann vollständig verschwindet, oder sehr gering wird, ist noch unklar. Deshalb sollten sich auch Genesene impfen lassen.
Getestete Person hat ein höheres Risiko
Eine getestete Person habe aber natürlich ein höheres Risiko, als geimpfte oder genesene Menschen es haben, ergänzt Virologin Dorothee von Laer. Da es aber keine Impfpflicht gibt und im Moment auch nicht genug Impfdosen für alle vorhanden sind, sei die Gleichstellung ihrer Meinung nach dennoch vertretbar. Denn „so lange keine immunologischen Fluchtvarianten in einer Region kursieren, ist davon auszugehen, dass alle drei Gruppen nicht wesentlich zum Infektionsgeschehen beitragen“, betont sie.
Corona-Tests sind Momentaufnahmen. Der als „Goldstandard“ bekannt gewordene PCR-Test spürt auch Infizierte auf, deren Körper nur geringe Virusmengen produzieren - allerdings dauert die Auswertung länger. Die Antigentests sind deutlich schneller, schlagen aber nur bei größeren Virusmengen an. Bei den verschiedenen Anbietern gibt es aber Qualitätsunterschiede, deshalb „sollte von der AGES eine Positivliste von für die Testung zugelassenen Antigentests erstellt werden, da einige Tests auf dem Markt zu viele Infizierte übersehen“, sagt Dorothee von Laer. Die Schutzmaßnahmen können die Tests aber nur ergänzen, nicht ersetzen.
Der beste Schutz gegen Corona ist die Impfung. Völlig ausschließen kann man eine Reinfektion aber nicht. Studien aus Großbritannien zeigen aber, dass nur eine Dosis der Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder AstraZeneca 65 Prozent der Infektionen verhindert, nach der zweiten Spritze Biontech/Pfizer stieg der vollständige Schutz auf 70 Prozent an, vor Infektionen mit Symptomen schützt das Vakzin bis zu 90 Prozent. AstraZeneca betreffend, werden die Daten noch ausgewertet. Die Studie zeigt aber, dass bei jenen Menschen, die sich trotz Impfung infizierten, die Viruslast geringer war als bei ungeimpften Personen - und je niedriger die Viruslast, desto unwahrscheinlicher eine Weitergabe des Virus.
Optimistischer Blick in Richtung des Sommers
„Viele Bereiche nur für diese drei Gruppen zu öffnen, sollte das Infektionsgeschehen eindämmen“, sagt von Laer. Aber: „Ob es ausreicht, um die Zahlen zu drücken und niedrig zu halten, wird man sehen.“ Der Sommer und der höhere Anteil an Geimpften sollte aber helfen.
Einbruck der Infektionen in Israel, Prognose für Österreich
Das Impfen geht in Österreich nun schneller, doch bis die Kurve knickt, dauert es. Durch die vorgezogene Lieferung von einer Million Impfdosen des Konzerns Biontech/Pfizer können die Verzögerungen aus dem ersten Quartal im heimischen Impfplan nun aufgeholt werden. Im Schnitt wird nun alle 1,8 Sekunden eine Impfung verabreicht. Doch es liegt noch Arbeit vor uns, wie das Momentum Institut berechnet hat (siehe Grafik unten).
Denn wie das Beispiel Israel zeigt, gehen die Neuinfektionen ab einer Impfquote von 55 Prozent zurück. „Optimistisch geschätzt, ist das bei den aktuellen Lieferzahlen in Österreich in sieben Wochen der Fall“, heißt es von den Ökonomen, die auch vor zu konkreten Versprechen warnen. „Viele Lieferungen sind weiter unsicher.“
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