Sorge um Bestellungen
Experten: Reiche Länder sollen Impfstoffe abgeben
Fachleute für die weltweite Corona-Impfkampagne haben mehr Anstrengungen auf dem Weg zu einer globalen Herdenimmunität gefordert. Dazu müssten die wohlhabenden Staaten überzählige Impfstoff-Bestellungen an die ärmeren Staaten abgeben, forderten Vertreter internationaler Organisationen am Mittwoch bei einer Expertenrunde, die die Entwicklungsorganisation One organisiert hatte. Die ersten Erfolge der weltweiten Impfungen seien sonst gefährdet.
Inzwischen hätten sich die reichen Industrieländer insgesamt 1,9 Milliarden Impfdosen mehr gesichert, als sie für eine Herdenimmunität in den eigenen Staaten benötigten, sagte One-Geschäftsführer Tom Hart. Eine Analyse zeige, dass zum Ende des Sommers alle G7-Staaten ihre Bedürfnisse erfüllt hätten und dann Lager mit Überkapazitäten aufbauen würden.
„Die nächsten sechs Wochen sind entscheidend“
Aus einem Absichern dürfe kein Horten werde. „Die nächsten sechs Wochen sind entscheidend“, sagte er. Vom richtigen Vorgehen hänge ab, ob man die Pandemie in den kommenden sechs Monaten besiegen könne.
„Müssen dringend schneller vorankommen“
Je länger die Pandemie dauere, desto größer sei die Gefahr gefährlicher Mutanten, warnte der Vorstandsvorsitzende der Impfallianz Gavi, Jose Manuel Barroso. „Wir müssen dringend schneller vorankommen“, verwies er auf die solidarische Impfinitiative Covax, ohne die vier Milliarden Menschen keinen Zugang zu Corona-Schutzimpfungen bekommen könnten. Barroso war von 2002 bis 2004 Ministerpräsident von Portugal und von 2004 bis 2014 für zwei Amtszeiten Präsident der Europäischen Kommission.
Die Geschäftsführende Direktorin des Programms der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS), Winnie Byanyima, forderte, es dürfe nicht Unternehmen überlassen bleiben zu entscheiden, wieviel Vakzin produziert werde und an wen es verkauft werde. Sie forderte, Technologien mit den Entwicklungsländern zu teilen.
„Brutkasten für neue Varianten“
Der Präsident der Rockefeller-Stiftung, Raj Shah, sagte, die Infektionszahlen seien weltweit auf einem Hoch. „Wir lassen zu, dass ein weltweiter Brutkasten für neue Varianten die ersten Erfolge gefährdet", warnte er. Nötig sei weltweite Herdenimmunität, die erreicht sei, wenn in den Bevölkerungszentren 70 Prozent der Menschen geimpft seien.
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