Herdenimmunität
Biontech-Gründer macht Hoffnung auf den Sommer
Biontech-Chef Ugur Sahin entwickelte vor einem Jahr gemeinsam mit seiner Frau Özlem Türeci den ersten deutschen Impfstoff gegen eine Covid-19-Erkrankung. Jetzt macht Sahin mit einer Prognose vielen Menschen Hoffnung. Bei einer Veranstaltung des Vereins der Ausländischen Presse in Deutschland sagte der 55-Jährige am Mittwoch: „Europa wird die Herdenimmunität bis Juli, spätestens August, erreicht haben.“
Der Vorsitzende des Impfstoffentwicklers Biontech glaubt an eine Herdenimmunität in wenigen Monaten, wie er jetzt durchblicken ließ. Gleichzeitig mit seiner Ansage, dass Europa die Herdenimmunität „bis Juli, spätestens August“ erreicht haben wird, hob Sahin hervor, dass eine solche Immunität in Europa nur dann viel bringen würde, wenn das Virus auch in anderen Regionen der Welt unter Kontrolle gebracht würde.
Daher sei auch eine Zulassung seines Impfstoffes beispielsweise in China extrem wichtig - diese erwartet Sahin bis spätestens Juni. Dort kooperiert Biontech mit Fosun Pharma, außerhalb der Volksrepublik arbeitet Biontech mit dem US-Pharmakonzern Pfizer zusammen.
Experten: Reiche Länder sollen Impfstoffe abgeben
Auch Fachleute für die weltweite Corona-Impfkampagne hatten zuvor mehr Anstrengungen auf dem Weg zu einer globalen Herdenimmunität gefordert. Dazu müssten die wohlhabenden Staaten überzählige Impfstoff-Bestellungen an die ärmeren Staaten abgeben, forderten Vertreter internationaler Organisationen am Mittwoch bei einer Expertenrunde. Die ersten Erfolge der weltweiten Impfungen seien sonst gefährdet, so die Warnung. „Die nächsten sechs Wochen sind entscheidend“, sagte der Geschäftsführer der Entwicklungsorganisation One, Tom Hart. Vom richtigen Vorgehen hänge ab, ob man die Pandemie in den kommenden sechs Monaten besiegen könne.
Beim genauen Wert für jene Herdenimmunität sind sich die Experten jedoch nicht einig. Einige halten 70 Prozent der Bevölkerung für notwendig. Diesen Wert würde etwa Deutschland tatsächlich laut aktuellen Hochrechnungen im Juli erreichen. Doch es gibt auch Zweifel an diesem Wert - und somit am von Biontech-Gründer Sahin genannten Zeitraum bis spätestens August. Sollten mehr als 70 Prozent für Herdenimmunität nötig sein, ist eher ein Zeitpunkt im Herbst realistisch.
Heimische Komplexitätsforscher um Peter Klimek hatten zuletzt ein Erreichen der Herdenimmunität in Österreich nicht vor kommendem Herbst oder gar Winter für möglich gehalten. Durch die ansteckendere britische Variante liege die Herdenimmunität im Moment nicht mehr bei den früher verlautbarten 70 Prozent, sondern womöglich erst über 80 oder 85 Prozent, hieß es.
Impfstoff wohl auch gegen indische Virusvariante wirksam
Der Impfstoff von Biontech und Pfizer dürfte indessen nach erster Einschätzung der beiden Unternehmen auch gegen die indische Virusvariante wirken. Sahin sagte in Berlin, die entsprechenden Tests liefen zwar noch, aber er sei „zuversichtlich“, dass das Biontech/Pfizer-Vakzin auch gegen B.1.617 wirke.
Die indische Mutante zeichne sich durch Veränderungen aus, die bereits aus anderen Corona-Varianten bekannt seien, erläuterte Sahin. Gegen diese wirke der Impfstoff. Insgesamt hätten Biontech und Pfizer inzwischen schon mehr als 30 Corona-Varianten getestet, bei fast allen funktioniere das Vakzin genau so gut wie bei der Ursprungsform. Auch in den Fällen, in denen die Immunantwort nach der Impfung schwächer ausfalle, sei diese ausreichend, fügte er hinzu.
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