Am Mittwoch ist die Entscheidung gefallen: Die Grazer Tegetthoffbrücke wird nicht neu gebaut. Der Grund ist eine Kostenexplosion. Stattdessen soll die Brücke nur straßenbahntauglich gemacht werden. Für den Innenstadthandel ist das eine gute Nachricht: Die Bauzeit verkürzt sich dadurch auf ein Jahr.
Die Pläne für die neue Tegetthoffbrücke waren spektakulär. Architekt Wolfgang Tschapeller hatte markante Brückenpfeiler geplant, und an den Seiten Stufen hinunter zum Murufer, die auch als Sitzgelegenheiten dienen sollten. Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) sprach überschwänglich von einem „modernen Stadttor“.
Gestern wurde das Projekt in der Mur versenkt, also abgesagt. Nagls Kritiker werden sich bestätigt fühlen: Wieder ein Projekt, das er groß ankündigt und aus dem dann letztlich nichts wird - die Murgondel lässt grüßen.
Statik reicht nicht für Bim
Die zweite Straßenbahn-Trasse durch das Zentrum, die 2024 in Betrieb gehen soll, soll über die Tegetthoffbrücke geführt werden. Laut einem Gutachten ist sie dafür statisch nicht ausgelegt. Zwar wurde das vom Statiker, der sie anno dazumal geplant hat, bestritten, aber man schenkte dem Sachverständigen mehr Glauben.
Der empfahl einen Neubau - mit der Begründung, dass ein Umbau finanziell aufs Gleiche käme. Es wurde ein EU-weiter Architektenwettbewerb ausgeschrieben - mit einem Kostenrahmen von 4,5 Millionen Euro. Tschapeller erhielt den Zuschlag, im Nachhinein stellte sich aber heraus, dass seine Kalkulation nicht hält: Die von ihm geplante Brücke ist doppelt so teuer!
Die Entscheidung ist für die Sanierung ausgefallen – auch um den Einschnitt für den Handel in der Grazer Innenstadt so kurz wie möglich zu halten. Wir werden die Brücke um zwei Meter verbreitern - das bringt eine Verbesserung für Füßgänger und Radfahrer.
Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP)
Verstärkung als Plan B
Die Brücke in abgespeckter Form zu errichten, ist nicht möglich. Der Plan B: Sie soll doch nur statisch verstärkt werden. Dafür habe auch die nur halb so lange Bauzeit gesprochen, erklärt Nagl. Bei einem Neubau wäre die Brücke zwei Jahre gesperrt gewesen. Der Innenstadthandel befürchtete deswegen Umsatzeinbußen.
Geplant ist auch eine Verbreiterung der Brücke um zwei Meter, zudem soll eine Fahrspur wegfallen - um mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen. Baubeginn ist Ende 2022.
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