Gegenüberstellung

Pro und kontra generelles Bettelverbot

Steiermark
17.01.2011 18:04
Das Thema Bettelverbot wird nicht nur dieser Tage hitzig diskutiert - es ist seit Jahren ein Aufreger. Darf man als Politiker ein Bettelverbot verhängen? Darf man also, wie engagierte Gegner nicht müde werden zu argumentieren, über Menschen abstimmen? Ist es menschenverachtend, so mit den Ärmsten umzugehen? Verbotsbefürworter meinen, dass Bettler etwa in der Grazer Innenstadt ein ständiges Ärgernis seien, dem Stadtbild und damit dem Tourismus schaden würden. Es seien zwar arme Menschen, die aber von zwielichtigen Capos hierher gebracht würden und abends ihre Einnahmen abliefern müssten.

Lies hier zwei Stellungnahmen, die zweifellos beide durchaus diskutierbar sind. Mathias Grilj und Gerald Richter von der "Steirerkrone" pro und kontra Bettelverbot.

Kontra: Absahner und Bettler
Wie schlecht muss es einem gehen, dass er sich erniedrigt und als Bettler vor uns hockt? Wie fühlt man sich da? Er stellt sich den Blicken - manche davon sind eiskalt. Dann bekommt er, wenn es gut geht, ein paar Kreuzer.

Da sind alle, die abseits unserer Blicke kassieren, aus anderem Holz geschnitzt und kennen keine Scham. Manager, die nach Millionendebakeln Millionen für sich fordern. Bestallte Beamte, die bei der Hacklerregelung die Hand aufhalten. Profiteure vom Schlage eines Meischberger, die gar nicht wissen, wofür sie kassieren.

Doch es geht nur gegen das offene Betteln. Es stört. Aus dem Auge - aus dem Sinn, hoffen die Leute. Und gehen jeder Lüge auf den Leim. Wie jener vom "organisierten Betteln". Quatsch! Da leihen sich halt ein paar arme Hunde ein Auto aus und fahren vernünftigerweise gemeinsam. Eine Fahrgemeinschaft nur. Ferner wird geleiert, "die sollen arbeiten". Ach, wie gern würden die hackeln - wenn es für sie nur Arbeit gäbe. Für das tägliche Brot ihrer Familien bleibt ihnen nichts anderes übrig als die Erniedrigung.

Ich wäre eher dafür, Bankster, Bonzen und Manager in Fußgängerzonen zu stellen. Damit die sehen, dass wir sehen, wer da absahnt. Beim Bettler sehe ich ja auch, wem ich meine paar Kreuzer in den Hut lege. Und ich entscheide selber darüber. Zudem will ich etwas Wichtiges nicht verlieren, das uns zu Menschen macht: unsere Fähigkeit zum Mitgefühl. Vor dem Armen erweist sie sich.

von Mathias Grilj, "Steirerkrone"

Pro: Kluge Hilfe ist gefragt
Im September sprengte die Polizei einen Menschenhandel-Ring. 80 Rumänen wurden wie Tiere gehalten und in Wien zum Betteln gezwungen. Monatsumsatz für die Drahtzieher: 200.000 Euro. Ein ähnlicher Fall kam im Dezember 2010 vor ein Münchner Gericht. Betteln, so meinen Gegner des Bettelverbotes, wäre ein Menschenrecht - und man müsse den Anblick von Armut aushalten.

Im Artikel 4 der Erklärung der Menschenrechte heißt es: "Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden." Gilt das für die armen Kerle aus Rumänien etwa nicht, die in Wien und München skrupellos ausgenutzt wurden? Es ist (zu) einfach, den Befürwortern eines Bettelverbotes pauschal mangelndes Mitgefühl zu unterstellen. Aber es ist gewiss so, dass manche nur von dumpfen Ressentiments getrieben werden.

Die Frage muss lauten: Wie helfe ich jenen klug, die hilfsbedürftig sind? Durch nachhaltige Projekte, etwa der Caritas, die vor Ort wirken, Jobs schaffen, Elend lindern, oder durch ein paar Euro, die ich in den Bettlerhut werfe? Es ist Ersteres! Als reiches Land haben wir die Pflicht, uns um die Ärmsten zu kümmern - das tun wir. Bei uns muss niemand betteln und die Österreicher spenden großzügig. Aber wir haben nicht die Pflicht, Heerscharen von Bettlern auszuhalten. In der Welt gibt es unendlich viel Leid und Krankheit - viel zu viel, als dass die Grazer Herrengasse genügend Platz dafür böte.

von Gerald Richter, "Steirerkrone"

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