Schwedens König Carl XVI. Gustaf ist seit fast einem halben Jahrhundert Staatsoberhaupt, so lange wie kein schwedischer König vor ihm. Am Freitag wurde er 75 Jahre alt. Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf die Feierlichkeiten aus: Der Monarch und Königin Silvia haben in sehr begrenzter Form im Schloss in Stockholm feiern.
Der König empfing am Vormittag einige Offizielle wie Regierungschef Stefan Löfven, mittags wurden zu seinen Ehren an mehreren Orten in Schweden Salutschüsse abgefeuert. Eine große Geburtstagsparty war in Pandemiezeiten nicht möglich. Einen Geburtstagswunsch hatte Carl Gustaf dennoch: Wer ihm ein Geschenk machen will, der soll etwas an die Stadtmissionen spenden, die in ganz Schweden Bedürftigen helfen.
Diese Volksnähe musste Carl Gustaf in seinem bewegten Leben erst lernen. Er ist am 30. April 1946 um 10.20 Uhr auf Schloss Haga nahe Stockholm zur Welt gekommen. Schon früh erlitt seine Familie, zu der gleich vier ältere Schwestern zählten, ein trauriges Schicksal: Als der künftige König nicht einmal ein Jahr alt war, kam sein Vater bei einem Flugzeugabsturz in Kopenhagen ums Leben. Der junge Carl Gustaf wuchs somit in dem Bewusstsein auf, eines Tages nach dem Tod seines Großvaters Gustav VI. Adolf den Thron zu besteigen.
Mit 27 Jahren König von Schweden
Als Opa Gustav Adolf am 15. September 1973 schließlich starb, wurde Carl Gustaf bereits im Alter von 27 Jahren König von Schweden - so jung wie kaum ein anderer Monarch in Europa. Fast zeitgleich trat eine ganz besondere Frau in sein Leben: eine Deutsche, die dem damals als altbacken geltenden Königshaus mehr Pep verlieh. Die in Heidelberg geborene Silvia Sommerlath hatte Carl Gustaf 1972 bei den Olympischen Spielen in München kennengelernt, bei denen die schöne Deutsche als Hostess gearbeitet hatte. Vier Jahre später - also nach der Thronbesteigung - heirateten die beiden feierlich in der Großen Kirche am Königsschloss in der Stockholmer Altstadt Gamla Stan. Im Jahr darauf wurde Töchterchen Victoria geboren, dann folgten Carl Philip und Madeleine. Die drei Königskinder schenkten ihnen bis heute acht Enkel.
Dass das schwedische Königshaus heute als viel moderner gilt als noch vor einigen Jahrzehnten, das hat Carl Gustaf zu einem großen Teil seiner Frau zu verdanken. An der Seite der besonnenen Silvia reifte er selbst vom schüchternen und ungelenken Monarchen zum beliebten Landesvater. Gemeinsam überstanden die beiden vor einem knappen Jahrzehnt auch ihre wohl härteste Probe: In der unautorisierten Biografie „Der widerwillige Monarch“ schilderte der Journalist Thomas Sjöberg Besuche des Königs im Stripklub und gar eine Königsaffäre mit der Sängerin der Popband Army of Lovers, Camilla Henemark. Dementiert wurde all das vom Königshaus nie so richtig. Und Silvia schwieg, ohne von Carl Gustafs Seite zu weichen - das war vielleicht Antwort genug.
Seitdem hat sich das Image des schwedischen Hofes dank Märchenhochzeiten, Enkelgeburten und weiteren schönen Bildern aus dem Bullerbü-Idyll wieder gebessert. Und Carl Gustafs Leben halten Filmemacher gar für so spannend, dass sie ihm eine eigene TV-Serie im Stil der britischen Erfolgsserie „The Crown“ widmen wollen. Die Drehbuchschreiberin Åsa Lantz sagte dazu Anfang 2021, anderen Königen und Königinnen werde nachgesagt, Einfluss auf das Weltgeschehen gehabt zu haben. „Die Geschichte unseres Königs ist etwas anderes. International nicht so hervorgehoben, aber mindestens so dramatisch und faszinierend. Und für viele von uns völlig unbekannt.“
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