Neunte Bluttat heuer

Ministerin kämpft nach Frauenmord mit den Tränen

Österreich
30.04.2021 11:32

Der neunte Frauenmord in diesem Jahr hat auch Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) sichtlich getroffen. Sie musste am Freitagvormittag kurzzeitig eine Pressekonferenz unterbrechen und unter Tränen auf die tragischen Geschehnisse eingehen. Indes ist der Hauptverdächtige - laut Polizei der bekannte „Bierwirt“ aus früheren Prozessen - in Haft, allerdings schwerst alkoholisiert.

Eigentlich wollte die Ministerin gemeinsam mit Bundeskanzler Sebastian Kurz und Arbeitsminister Martin Kocher (beide ÖVP) die Aktion zum „Sprungbrett“ für Langzeitarbeitslose vorstellen. Doch inmitten ihres Statements kämpfte sie mit den Tränen und erklärte, dass sie zu dem brutalen Frauenmord vom Donnerstag Stellung nehmen müsse. „Es tut mir leid, aber wir hatten heute Nacht den nächsten Frauenmord. Mein tiefstes Beileid, wir müssen hier wirklich etwas tun.“

Klimaschutzministerin Gewessler wurde bei der Pressekonferenz sichtlich emotional. (Bild: APA/Helmut Fohringer)
Klimaschutzministerin Gewessler wurde bei der Pressekonferenz sichtlich emotional.

„Frauen haben Zufluchtsort“
Auch Frauenministerin Susanne Raab meldete sich am Freitag zu Wort: "Dieser brutale Mord ist absolut schockierend und macht mich zutiefst betroffen. Grausame Taten wie diese sind die Spitze des Eisbergs, denn Gewalt gegen Frauen beginnt bereits bei abwertenden Äußerungen und Beschimpfungen und reicht bis hin zu gewalttätigen Übergriffen. Mir ist es daher wichtig, dass jede Frau weiß, dass sie einen Zufluchtsort hat, wo sie bereits bei den ersten Anzeichen von Gewalt Schutz findet (siehe Faktbox unten).“

Hilfe für Gewaltopfer

Frauen, die Gewalt erleben, finden Hilfe und Informationen bei der Frauenhelpline unter:

Droht akute Gewalt, rufen Sie sofort den Polizeinotruf unter 133 oder 112. Gehörlose und Hörbehinderte können per SMS an 0800/133 133 Hilfe rufen.

„Bierwirt“ soll Opfer in den Kopf geschossen haben
Bei der Bluttat in Wien-Brigittenau soll am Donnerstagabend gegen 20 Uhr der aus den Medien bekannte Gastronom im Winarsky-Hof in einer Wohnung auf der Stiege 17 seine Ex-Partnerin mit einer Schusswaffe schwer verletzt haben. Der mutmaßliche Täter, für den die Unschuldsvermutung gilt, dürfte der Frau in Kopf und Fuß geschossen haben - das Opfer erlag wenige Stunden nach dem Angriff seinen Verletzungen.

Mai 2018: Obszöne Nachrichten
Unrühmliche Bekanntheit hatte der mutmaßliche Täter erlangt, nachdem im Mai 2018 obszöne Nachrichten im Netz - gerichtet an die Politikerin Sigrid Maurer - an die Öffentlichkeit gelangten. Geschickt worden waren diese von einem Computer seines Bierlokals. Der Verfasser der Zeilen wollte er jedoch nicht sein, bestritt diesen Vorwurf vehement, weshalb er Maurer wegen übler Nachrede klagte.

Der vor allem durch seinen Rechtsstreit mit der grünen Klubobfrau Sigrid Maurer bekannte „Bierwirt“ soll seine Ex-Freundin erschossen haben. (Bild: APA/Herbert Neubauer)
Der vor allem durch seinen Rechtsstreit mit der grünen Klubobfrau Sigrid Maurer bekannte „Bierwirt“ soll seine Ex-Freundin erschossen haben.

Februar 2021: Klage zurückgezogen
Der Rechtsstreit sollte sich über Jahre ziehen und endete am 17. Februar 2021 mit einem Paukenschlag: Der als Bierwirt bekannt gewordene Gastronom zog seine Klage zur Gänze zurück. Diesen Schritt begründete er damals allerdings damit, weil er das Gefühl habe, „diesen Prozess nicht gewinnen“ zu können, „obwohl er recht hat“, wie er durch seinen Anwalt mitteilen ließ. Die Prozesskosten musste er selbst tragen.

Sigrid Maurer und ihre Anwältin Maria Windhager kurz vor dem Prozessfinale im Februar (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Sigrid Maurer und ihre Anwältin Maria Windhager kurz vor dem Prozessfinale im Februar

Auf Passanten losgegangen
Zwischenzeitlich hatte der Wiener Gastronom allerdings auch abseits der Prozessbühne für Schlagzeilen gesorgt. Ende September 2020 kam es im Wiener Bezirk Josefstadt vor dem Lokal des Mannes zum Polizeieinsatz. Mit 1,44 Promille war der Gastronom auf einen 63 Jahre alten Passanten losgegangen, nachdem sich dieser offenbar geweigert hatte wegzugehen. Er pöbelte den Fußgänger an und bedrohte ihn schließlich auch noch mit einem als Taschenlampe getarnten Elektroschocker - eine verbotene Waffe. Der 42-Jährige wurde mehrfach angezeigt - u.a. wegen gefährlicher Nötigung - und wurde schließlich wieder auf freien Fuß gesetzt.

April 2021: Brutale Bluttat in Gemeindebau
Am Donnerstagabend sollte dann der gewaltsame Tod einer 35 Jahre alten Frau und zweifachen Mutter in einem Brigittenauer Gemeindebau ein tragisches Detail zutage fördern: Beim mutmaßlichen Täter handelt es sich um den 42-jährigen Bierwirt. Er hatte auf seine Ex-Lebensgefährtin geschossen und sie in Kopf und Fuß getroffen. Zwar gelang es der Schwerstverletzten noch, sich aus der Wohnung zu schleppen, im Freien brach das Opfer jedoch zusammen. Wenig später erlag die 35-Jährige im Krankenhaus ihren Verletzungen.

Alkoholvergiftung
Der Verdächtige selbst war stark angetrunken. Als WEGA-Beamte den Mann festgenommen hatten, brach der 42-Jährige zusammen und verlor das Bewusstsein. Er wurde ins Spital gebracht, er hatte eine Alkoholvergiftung erlitten. Sobald er vernehmungsfähig ist, wird er zur Bluttat einvernommen. Er befindet sich mittlerweile in der Obhut des Wiener Landeskriminalamtes.

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