Es klingt unfassbar, ist aber wahr: Bei jenem 44-jährigen Marokkaner, der am Donnerstag nach einem versuchten Diebstahl in der Innsbrucker Rathausgalerie festgenommen wurde, handelt es sich um dieselbe Person, die in der Vorwoche am Innsbrucker Hauptbahnhof eine Passantin mit einer Waffe bedroht hatte. Besonders brisant: Der Mann läuft immer noch frei herum.
Zum Vorfall am Innsbrucker Hauptbahnhof war es am 22. April gegen 17 Uhr gekommen. Ein zunächst unbekannter Täter hatte eine Frau mit einer Schusswaffe bedroht und anschließend das Weite gesucht. Die Frau leidet immer noch unter dem Schock. Wenige Tage später konnte ein 44-jähriger Marokkaner als Tatverdächtiger ausgeforscht werden. Bei der Festnahme gestand er die Tat und behauptete, dass es sich um einen Spaß gehandelt habe.
Nach einer Woche wieder festgenommen
Lange musste der Mann allerdings nicht hinter „Schwedischen Gardinen“ verbringen. Und er wurde gleich wieder aktiv. Am Donnerstag versuchte er gegen 10.40 Uhr in einem Geschäft in den Innsbrucker Rathausgalerien ein Parfum zu stehlen. Eine Mitarbeiterin, die den Diebstahl beobachtet hatte, hielt ihn auf.
Der 44-Jährige riss sich los und flüchtete in Richtung Anichstraße. Die Geschäftsleiterin und zwei Mitarbeiterinnen verfolgten den Dieb und stellten ihn zur Rede. Dabei wehrte sich der Marokkaner und verletzte eine der Frauen am Handgelenk. Kurz darauf nahm die Polizei den Verdächtigen fest.
Taten werden separat betrachtet
Wie die Exekutive auf Anfrage der „Krone“ bestätigt, „handelte es sich in beiden Fällen um denselben Täter“. Brisant: Er wurde erneut nur auf freiem Fuß angezeigt. Bei der Staatsanwaltschaft begründet Sprecher Hansjörg Mayr das so: „Da es sich im ersten Fall nur um eine Drohung handelte, bestand kein dringender Tatverdacht, weswegen er aus der U-Haft entlassen wurde. Im zweiten Fall, der separat betrachtet wird, handelte es sich um einen versuchten Diebstahl mit leichter Körperverletzung.“ Für eine Haft zu wenig...
Kommentar: Fragen wird man wohl noch dürfen?
Es gibt keine dummen Fragen, sondern nur blöde Antworten, heißt es unter Journalisten gerne. Nach vielen Jahren in der Branche und zig Terminen anwesend und mithörend, kann ich das nicht so ganz bestätigen. Mir drängen sich aber viele Fragen zu diesem Bericht auf. Etwa, wie es möglich ist, dass jemand frei herumläuft, der vor wenigen Tagen eine Frau mit einer Waffe bedroht hat? Muss man sich in Innsbruck an derartige Vorfälle am helllichten Tag gewöhnen? Sind unsere Justizanstalten so voll, dass man nur mehr für „schwere Fälle“ Platz hat?
Dem 44-jährigen Marokkaner darf man vielleicht gar keinen Vorwurf machen. Möglicherweise haben ihm manche Gutmenschen das Gefühl gegeben, seit er irgendwann aus irgendwelchen Gründen in Österreich landete, dass es sich bei unserem Land um eine Art Selbstbedienungsladen ohne Zahlungszwang handelt. Wo man vieles bekommt, aber kaum bis wenig leisten muss. Das würden schon in erster Linie die „Eingeborenen“ dieses Landes erledigen, die arbeiten und brav Steuern zahlen. Und so marschiert der Mann in einen Supermarkt, bedient sich dort und geht ohne zu zahlen wieder raus. Wissend, auch wenn er gefasst wird, geht er wenige Tage später wieder frei spazieren, vielleicht noch mit Waffe.
Ich befürchte, dass diese Zeilen wieder den üblichen Aufschrei der Linken auslösen. Aber fragen wird man wohl noch dürfen, oder? Denn offen aussprechen darf man bei uns vieles längst nicht mehr.
Aus: „Meinert meint“ von Claus Meinert
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