Nach Flammeninferno

Buchstäblich wie der Phönix aus der Asche

Tirol
01.05.2021 16:00

Das 2016 eröffnete, international beachtete Motorradmuseum im Tiroler Hochgurgl wurde im Jänner bei einem Großbrand vernichtet. Die Schockstarre lähmte die Scheiber-Zwillinge nur kurz. Beim Wiederaufbau wird Vollgas gegeben, im November wieder aufgesperrt.

Es war nicht nur Europas höchstgelegenes Motorradmuseum, sondern wahrscheinlich mit über 300 Exponaten aller großen Motorradhersteller der Welt bis zu 100 Jahre zurück auch die umfangreichste historische Sammlung: das Motorcycle Museum auf dem „Top Mountain Crosspoint“ in Hochgurgl. Da, wo die noch geschlossene Timmelsjochstraße beginnt, setzte der Hausmeister am 18. Jänner um fünf Uhr früh jenen schockierenden Anruf ab, der die Besitzerzwillinge Alban und Attila Scheiber noch heute den Kopf schütteln lässt: „S´Museum brinnt, hat er in das Telefon geschrien“, erinnert sich Alban, „ich habe es die längste Weile nicht geglaubt“.

Doch es war tragische Gewissheit, das Lebenswerk der Gurgler Unternehmerbrüder nach dem Großbrand in Schutt und Asche. Vom Inferno verschont blieben die Mautstation, das Restaurant und die Talstation der Kirchenkarbahn. „Und die Sonderausstellung mit den insgesamt 60 Indian-Motorrädern“, ergänzt Attila, „die war nämlich einen Stock tiefer“.

Ein surrealer Anblick nach dem Brand: das zerstörte Lebenswerk (Bild: Motorradmuseum)
Ein surrealer Anblick nach dem Brand: das zerstörte Lebenswerk

„Der Wiederaufbau war schnell beschlossen“
Die Sammelarbeit in der ganzen Welt von über einem Jahrzehnt umsonst? „Nach ersten Gesprächen mit der Versicherung entschieden wir uns ziemlich bald für den Wiederaufbau“, so die leidenschaftlichen Motorradfans und -fahrer, die das Benzin im Blut offensichtlich vom autorennfahrenden Vater geerbt haben. Und ziemlich bald machten sich schwere Geräte auf den Weg, um dem Phönix Platz in der Asche zu machen. Attila Scheiber: „Wir haben mit der Baufirma Glück. Die geben ordentlich Gas, ohne Rücksichtnahme auf das Wetter auf über 2000 Metern.“

Vollgas beim Wiederaufbau. In unglaublichem Tempo entsteht eine noch größere Ausstellungsfläche. (Bild: Daum Hubert)
Vollgas beim Wiederaufbau. In unglaublichem Tempo entsteht eine noch größere Ausstellungsfläche.

Und da war es schon wieder, das Leuchten in den Augen der Zwillinge. In der Biker-Community gebe es unglaubliche Bewegung. „Wir bekommen am Tag geschätzte 20 E-Mails mit Verkaufsangeboten von historischen Motorrädern“, sagt Alban, der gemeinsam mit seinem Bruder schon wieder auf Auktionen in England, den USA und Deutschland unterwegs ist. Und man habe jetzt bereits mehrere Zusagen für weitere Sonderausstellungen.

Ein Bild aus früheren Zeiten: Einige Unikate sind unwiederbringlich zerstört (Bild: Motorradmuseum)
Ein Bild aus früheren Zeiten: Einige Unikate sind unwiederbringlich zerstört

Ausstellungsfläche wird um ein Drittel größer
„We will be back“, heißt es auf der Website. Und wie! Das neue Motorcycle Museum wird sogar größer, sozusagen ein „Upcycle“. Heißt im Klartext, dass nicht nur die früheren 3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche entstehen, sondern 4500. „Anfangs werden wir verstärkt mit Leihgaben arbeiten“, blickt Attila in die Zukunft, die an Attraktivität gewinnen werde, „wir setzen verstärkt auf Erlebnis und Begreifen“. So soll beispielsweise eine 360-Grad-Illusion mit einer fiktiven Fahrt entstehen - mit realen Gefühlen.

Real ist auch das ambitionierte Ziel, am Starttag der heurigen Wintersaison, nämlich am 18. November, das neue Museum zu eröffnen. Eine andere Eröffnung steht allerdings wesentlich früher an, nämlich die der Timmelsjochstraße. Momentan pflügen sich drei Superfräsen durch die Schneemengen, die idealerweise bis Pfingsten zur Jungfernfahrt 2021 verschleudert sein sollen.

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