Chats, Chats, Chats! Rechtzeitig vor der neuen Sitzungswoche erhielt der Ibiza-U-Ausschuss Tausende weitere Handy-Protokolle von ÖBAG-Chef Thomas Schmid. Nach dem Wirbel über Postenschacher offenbaren die neuen Nachrichten aber eher keine (strafrechtlich relevanten) Polit-Aufreger - sondern lesen sich wie das Drehbuch zu einer Seifenoper im Finanzministerium. Es geht um kleinere und größere Bürodramen samt eskalierender Party, den Minister als „Diva“, Reise-Anekdoten - und flotte Sprüche über „Vorstadtweiber im Kabinett“ oder „Bist ein Bruder“ statt „Du bist Familie“ ...
Zur Erinnerung: 123.000 Handy-Chats in der Zeitspanne Ende 2017 bis Ende 2019 vom derzeit noch mächtigsten Manager des Landes (sein Vertrag läuft ja nächstes Jahr aus) großteils aus seiner Zeit noch als Generalsekretär im Finanzministerium sind „abstrakt relevant“. Nach dem politischen Sittenbild wie „Du bist Familie“ und „SchmidAG fertig“ traf nun die zweite Lieferung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaktschaft an den U-Ausschuss ein.
Gleich vorweg: Den großen, von der Opposition erhofften, ÖVP-Skandal, gibt es nicht. Kanzler Sebastian Kurz kommt in den Nachrichten von ÖBAG-Chef Schmid an zwei Vertraute kaum vor, vielmehr geht es um Ganggeflüster und menschlich-atmosphärische Stimmungsbilder. So schrieb der damalige Generalsekretär im Finanzministerium an seinen Mitarbeiter „Bist ein Bruder“. In anderen Protokollen mit seiner Sprecherin geht es um Dienstreisen.
Das ist ein Alptraum. Das überlebe ich nicht.
Thomas Schmid über die Temperaturen in Moskau
Nach Moskau will Schmid bei Minus 24 Grad Kälte etwa überhaupt nicht. Er schickt die Wettervorhersage an seine Assistentin und schreibt: „Das ist ein Alptraum (sic). Das überlebe ich nicht.“ In einem weiteren Gespräch ist der damalige Finanzminister Hartwig Löger mit einem „holprigen“ USA-Flug im Mittelpunkt. Schmid scherzt über seinen damaligen Chef dreist: „Eine Diva. Buchen nur mehr Holzklasse.“
„Weiber im Kabinett“, eskalierte Kanal-Party
Auch Ganggeflüster kommt oft vor. „Wir sind wie eine Telenovela“, schreibt Schmid. Um dann die „Weiber im Kabinett“ mit der erfolgreichen ORF-TV-Serie „Vorstadtweiber“ zu vergleichen. Und dann ist da noch eine eskalierende Büro-Party. Samt Rauswurf aus einem Lokal am Donaukanal, nachdem Ministeriums-Mitarbeiter Unbeteiligte sogar mit Gläsern beworfen hatten.
Brisantes ist bei den mehr als 5000 Chat-Nachrichten kaum zu finden. Lediglich ein Anwaltstreffen schon als ÖBAG-Chef nur einen Tag vor der Razzia in der Casino-Affäre. Alles in allem eher ein Drehbuch für eine Seifenoper.
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