Seit Wochen kursiert die Vermutung, dass die erstmals in Indien aufgetauchte Corona-Mutation - eine sogenannte Doppelmutation - eventuell infektiöser sei und auch bereits gebildete Antikörper nur bedingt darauf reagieren können. Forscher der Medizinischen Universität Cambridge haben nun die vorläufige Datenlage analysiert und geben vorerst Entwarnung.
Nachdem sich die Corona-Situation im bevölkerungsreichsten Staat der Erde zuletzt dramatisch zugespitzt hatte, mehrten sich die Sorgen, dass die in Indien vorkommende Corona-Variante B.1617 die Infektionslage noch zusätzlich verschärfen könnte. Konkret handelt es sich dabei um zwei Veränderungen am Erbgut, die zwar bereits bei der britischen, brasilianischen und südafrikanischen Mutation bekannt wurden, nun aber erstmals gemeinsam in Erscheinung traten.
Eine ganz wesentliche Schlüsselfrage dabei befasste sich damit, ob die Mutation eine natürliche Immunität nach einer durchgestandenen Infektion oder auch die Wirkung der Corona-Impfungen umgehen kann.
Zweifache Mutation nicht automatisch doppelt so gefährlich
Britische Forscher haben sich nun die vorläufige Datenlage angesehen und in einer Laborstudie die Wirkung der Impfung analysiert. Dabei zeigte sich, dass die Kombination der beiden Mutationen keine wesentliche Antikörperumgehung bewirkt, erklärte Ravi Gupta von der Medizinischen Universität in Cambridge via Twitter. Dass die beiden Varianten gemeinsam auftreten, bedeutet damit nicht automatisch, dass die neue Variante auch doppelt so gefährlich ist.
Es benötige für eine finale Aussage zwar noch mehr Daten, die vorliegenden Informationen seien aber „beruhigend“, so der Wissenschaftler. Man könne in dem Zusammenhang zudem die Verwendung des Begriffs „Doppelmutation“ einstellen, so Gupta.
Frage nach Ansteckung bleibt noch offen
Auf Basis der neuen Erkenntnisse gebe es Grund zur Annahme, dass eine Ausweitung der Impfkampagne in Indien nicht nur eine Kontrolle der Infektionslage, sondern auch eine Reduktion besonders schwerer Krankheitsverläufe bewirken könnte, erklärt der Forscher.
Was zum aktuellen Zeitpunkt jedoch noch nicht beantwortet werden könne, sei jedoch die Frage, ob die neue Mutation auch ansteckender ist. Es gebe Hinweise, dass die Variante sehr wohl einfacher in Zellen eindringen könne - dies müsse aber noch genauer untersucht werden, so Gupta.
Während sich die WHO zum Thema indische Mutation noch zurückhielt, hatte sich auch Biontech-Chef Ugur Sahin zuletzt vorsichtig positiv geäußert - zumindest, was die Wirksamkeit der Impfung betrifft.
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