Gewalt bei Kundgebung

7 verletzte Polizisten und 11 Festnahmen in Wien

Wien
01.05.2021 19:40

In Wien ist es am späten Samstagnachmittag zu einem Polizeieinsatz gegen Teilnehmer einer 1.-Mai-Kundgebung gekommen. Laut Polizei war die Lage im Sigmund-Freud-Park bei der Votivkirche vorübergehend eskaliert. Nachdem es von Demonstranten einen Angriff auf die Exekutive gegeben hatte - Polizisten wurden demnach mit Dosen und Glasflaschen beworfen -, setzten die Beamten Pfeffersprays ein, woraufhin es zu tumultartigen Szenen kam. Am frühen Abend habe sich die Lage aber wieder beruhigt. Es kam auch zu Festnahmen.

Am Samstag hatte die Plattform „Radikale Linke“ zu einer Großdemonstration aufgerufen, um gegen die „Auswirkungen der Krisenpolitik“ zu protestieren. Die Teilnehmer - die Polizei sprach am Abend von bis zu 1000 - trafen sich zu Mittag in Ottakring, zogen durch die Stadt bis zum Votivpark, wo die Abschlusskundgebung stattfinden sollte.

Dort eskalierte jedoch die Situation. Wie ein Polizeisprecher gegenüber krone.at berichtet, hatten Teilnehmer der Demo versucht, auf ein Baugerüst bei der Votivkirche zu klettern, um dort ein Transparent zu aufzuhängen.

Um das zu unterbinden, drängten die Polizisten die Teilnehmer einige Meter ab. Im Zuge dessen bewarfen mehrere Demonstranten die Polizisten mit Dosen und Glasflaschen. Um die Situation so rasch wie möglich unter Kontrolle zu bekommen, setzten die Einsatzkräfte Pfefferspray ein. In die folgenden tumultartigen Szenen seien auch unbeteiligte Passanten und Spaziergänger involviert worden. Es kam zu zahlreichen Anzeigen sowie zu elf Festnahmen. Sieben Polizisten wurden verletzt.

Die Polizei gab zudem bekannt, dass Videoaufzeichnungen gemacht werden, um die gewaltsamen Übergriffe auf die Beamten zu dokumentieren. „Mittlerweile hat sich die Lage etwas beruhigt, aber die Situation ist sehr dynamisch“, so der Sprecher. Gegen 18.30 Uhr herrschte dann bei der Votivkirche laut Polizei wieder Ruhe.

Grünen-Bezirksrätin mit schweren Vorwürfen gegen Polizei
Die Grünen-Bezirksrätin und GPA-Gewerkschafterin Karin Stanger berichtete indessen auf Twitter von einem mutmaßlichen Fall von Polizeigewalt gegen eine Demonstrantin - weil diese einen Polizeieinsatz filmen wollte, wie Stanger schrieb.

Die Frau sei laut Stanger auf einem Fahrzeug gesessen, von wo sie von Beamten an den Füßen heruntergerissen worden sei. Die Demonstrantin sei in Folge auf Motorhaube und Windschutzscheibe aufgeschlagen, so die Bezirksrätin, die sich fassungslos zeigte.

Polizeieinsatz lässt in sozialen Medien die Wogen hochgehen
Die Demo und der Polizeieinsatz sorgten dabei nicht nur unter Wienern auf beiden Seiten des politischen Spektrums für gemischte Reaktionen: Von massiver Kritik an der Polizei von der einen Seite bzw. in Richtung Demonstranten von der anderen Seite arbeiteten sich viele, sichtlich coronamüde Menschen in zahlreichen Kommentaren in sozialen Medien an den Ereignissen von Samstagnachmittag ab. Einer, der sich auch diesmal wieder zum Polizeieinsatz zu Wort meldete, war der streitbare Politikberater Rudi Fußi, der sich einen spöttischen Seitenhieb auf die Wiener Polizei nicht verkneifen konnte.

Neben Fußi stachen etwa auch die Reaktionen der FPÖ Steiermark hervor, die via Twitter unter anderem von „linken Opferfestspielen“ sprachen.

Ein User brachte das Dilemma in einem Tweet wohl ganz gut auf den Punkt, als er schrieb: „Twitter: wo ,Polizei prügelt unschuldige Kinder‘ und ,Linke Randalierer attackieren Polizei‘ gleichzeitig wahr sind, abhängig davon, wem man folgt.“

Sonst blieb es am 1. Mai auf den Straßen übrigens eher friedlich. An die 20 Kundgebungen zum „Tag der Arbeit“ seien in Wien angemeldet gewesen, berichtete die Polizei. 1500 Beamte waren im Einsatz. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) dankte aus diesem Anlass der Polizei. Seit Beginn des Jahres seien bei der Überwachung von Versammlungen mehr als 220.000 Überstunden geleistet worden. 17 Polizistinnen und Polizisten erlitten bei derartigen Einsätzen Verletzungen.

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