Fake News und Falschinformationen werden nach Ansicht von Forschern zu einem immer größeren gesellschaftlichen Problem, welches das Vertrauen in die Wissenschaft an sich untergraben könnte. Aus diesem Grund ruft ein Verbund europäischer Wissenschaftsakademien, zu dem auch die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gehört, zum Kampf gegen diese „Infodemie“ auf. Gefordert werden koordinierte europäische Bemühungen für eine verstärkte und bessere Wissenschaftskommunikation.
Internet und Social-Media-Plattformen würden zwar hervorragende Möglichkeiten bieten, zu bilden und Informationen über wissenschaftliche Erkenntnisse zu verbreiten, hätten aber auch eine „Kehrseite: Falsche Informationen können ebenso leicht und schnell verbreitet werden“, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der 50 Einrichtungen umfassenden Europäischen Föderation der Akademien der Wissenschaften ALLEA.
Darin werden die Probleme und Folgen von wissenschaftlicher Desinformation in jenen drei Bereichen diskutiert, die den Wissenschaftlern derzeit speziell Sorgen bereiten - nämlich Klimawandel, Impfstoffe und Pandemien. Zudem werden Maßnahmen vorgeschlagen, was getan werden könnte, um das Bewusstsein zu schärfen und den durch Desinformation verursachten Schaden zu minimieren.
Bedrohung für die Demokratie
Die Akademien halten wissenschaftliche Desinformation besonders gefährlich für die Demokratie und die Gesellschaft im Allgemeinen. „Wie die aktuelle Pandemie zeigt, stellt das Untergraben des Vertrauens in die Wissenschaft eine fundamentale Bedrohung für politische und individuelle Entscheidungen dar, die auf Evidenz und wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren“, heißt es in einer Aussendung der ALLEA.
Wenn wir sehen, wie sich diese Probleme in unseren Gesellschaften entfalten, brauchen wir eine institutionalisierte und koordinierte Strategie, um Forscher, Kommunikatoren und politische Entscheidungsträger so früh wie möglich zum Handeln zu bewegen.
ALLEA-Präsident Antonio Loprieno
ALLEA-Präsident Antonio Loprieno, der auch Vorsitzender des österreichischen Wissenschaftsrats ist, spricht mit Blick auf Fehlinformationen zu Covid-19 von einer „Infodemie“, die sich parallel zur Pandemie ausbreite. „Wenn wir sehen, wie sich diese Probleme in unseren Gesellschaften entfalten, brauchen wir eine institutionalisierte und koordinierte Strategie, um Forscher, Kommunikatoren und politische Entscheidungsträger so früh wie möglich zum Handeln zu bewegen“, so Loprieno.
Mehr Medienkompetenz, bessere Kommunikation
Die Autoren des Berichts schlagen daher mehrere Maßnahmen vor, wie wissenschaftlicher Desinformation entgegen getreten werden kann. Gefordert werden unter anderem Initiativen zur Steigerung der wissenschaftlichen Kompetenz und der digitalen Medienkompetenz, mehr Dialog in der Praxis der Wissenschaftskommunikation, ein stärkerer Fokus auf die Kommunikation, wie Wissenschaft funktioniert, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit, wenn es um die Ausübung oder Vermittlung von Forschung geht, intellektuelle Bescheidenheit bei der Kommunikation von wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie die Beibehaltung guter Forschungspraktiken und hoher ethischer Standards, um Integrität und Vertrauenswürdigkeit zu gewährleisten.
„Trotz des weitverbreiteten Bewusstseins für die Probleme und Schäden durch Desinformation, gibt es immer noch keine koordinierten europäischen Bemühungen, darauf mit einer verstärkten und besseren Wissenschaftskommunikation zu reagieren“, kritisieren die Autoren in dem Bericht. Sie empfehlen daher die Einrichtung eines europäischen Zentrums bzw. Netzwerks für Wissenschaftskommunikation. Diese könnte etwa Richtlinien und Empfehlungen für einen europäischen Verhaltenskodex für Wissenschaftskommunikation ausarbeiten, ähnlich dem Verhaltenskodex für die Integrität der Forschung, oder auch Initiativen zur Verbesserung der Wissenschafts- und Medienkompetenz durch die Entwicklung von Lehrplänen, Kursen, etc. setzen.
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