Neues Album

Wincent Weiss: Der Wunsch nach Wandelbarkeit

Musik
11.05.2021 08:00

„Deutsche Popsänger hören sich doch alle gleich an“ - mit dieser Pauschalkritik kann Wincent Weiss nicht viel anfangen. Der deutsche Musiker, der mit Hits wie „Musik sein“ oder „Feuerwerk“ bekannt wurde, singt auf seinem neuen Album auch über depressive Phasen und persönliche Schwächen. „Vielleicht irgendwann“ erschien vergangenen Freitag.

„Es sind nicht alles klassische Radiohymnen, sondern Songs, auf die ich Bock habe und die ich mal ausprobieren wollte“, sagt der 28-Jährige selbstbewusst. „Warum sollte ich ausschließlich die Norm ,Deutsch-Pop‘ bedienen, wenn ich doch eigentlich machen kann, was ich will?“

Nachdenklich und reflektiert
Nachdenklich stimmte bereits der Anfang des Jahres veröffentlichte Song „Was habt ihr gedacht“. Dort spricht ein hörbar verletzter Weiss über die Kehrseiten seiner Bekanntheit. „Und sie sagen: “Ja, du hast es so gewollt. Also hör auf, so zu reden. Du hast Geld und den Erfolg.“ Sag mir, was soll ich jetzt machen aus dem Platin oder Gold, wenn ich Liebe haben will, aber von niemandem bekomm?“

Was sich vielleicht etwas überdramatisiert liest, klingt beim Hören durchaus echt. Zumal der Sänger auch darüber redet, dass er wegen seiner depressiven Stimmungen vor zwei Jahren zur Therapie gegangen ist. Er habe sich damals kaum noch über etwas freuen können. „Der Typ von damals, der so lustig und heroisch ist. Hat sich irgendwo versteckt im großen Nichts“, heißt es in „Wie es mal war“.

Emotionen nach außen tragen
„Ich habe viele Reaktionen von Fans, aber auch Kollegen bekommen. Die meinten, sie hätten es nicht unbedingt erwartet, im Deutsch-Pop einen Song mit so offenen Worten zu finden. Meist bleibt man ja unpolitisch und glatt, um sich nicht angreifbar zu machen“, erklärt Weiss. Diese persönliche Reflektiertheit zieht sich durch mehrere der 15 Songs. Passend dazu bringt er ein Tagebuch mit Gedanken und Emotionen zu den einzelnen Tracks heraus.

„Wo die Liebe hinfällt, da lass ich sie liegen“ heißt es in einer Textzeile über Bindungsängste. In „Was die Menschen nicht wissen“ erklärt Weiss, wie schwer es für ihn ist, eine Frau kennenzulernen. Ständig würde darüber spekuliert, ob und wen er gerade datet. Auch ein Teil seiner Fans dürfte sich dabei angesprochen fühlen.

Mut zur Dunkelheit
Der Songwriter aus Eutin in Schleswig-Holstein wird immer wieder mit dem Vorurteil konfrontiert, er singe bloß fröhliche Radiohits. „Ich finde es manchmal schade, dass viele Leute nur die Singles kennen und nicht den Menschen hinter dem Album. Dort erzähle ich ja viel mehr über mich, als auf den meist euphorischen Radio-Singles.“

Die gibt es auf „Vielleicht irgendwann“, dem dritten Album des früheren Castingshow-Kandidaten, aber natürlich auch. Das Duett mit Kumpel Johannes Oerding („Gute Zeiten“) zum Beispiel oder die Stadionhymne „Wie gemalt“. Neben klassischem Pop überrascht Weiss aber auch mal mit unterlegten Hip-Hop-Beats („Winter“), einem von Freunden gegrölten Refrain-Teil („Was weißt denn du schon über mich“) oder Sprechgesang mit Heavy-Metal-Anleihen („Wann“).

Fragestunde
Was auffällt: 10 der 15 Songtitel fangen mit „W“ an. Das liege aber nicht an einer Alliterationen-Affinität, betont der „Voice Kids“-Coach mit dem „Doppel-W“ im Namen. „Wenn du ein Album schreibst und dir dabei viele Fragen stellst, landest du automatisch bei den W-Fragen. Dann entstehen halt solche Songtitel.“

Porträt von Wien Krone
Wien Krone
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