Das Wiener Unternehmen HG Pharma GmbH, das - wie ausführlich berichtet - für das Land Tirol PCR-Tests durchführt, steht seit einigen Tagen unter massivem Beschuss. Angeblich gibt es einige Ungereimtheiten in der labortechnischen Befundung. Doch ein Tiroler Geschäftspartner sowie das Land Tirol wollen die Vorwürfe nun entkräften.
Die Vorwürfe sind bekannt: Das Land Tirol hat den Auftrag über die Abwicklung von PCR-Tests im Umfang von knapp acht Millionen Euro ohne Ausschreibung der Wiener Firma HG Pharma erteilt, deren Tochterfirma HG Lab Truck GmbH hat ihren Sitz in Kirchberg in Tirol.
Laut Medienberichten könne derzeit nicht belegt werden, ob rund 220.000 PCR-Tests von September bis Ende März fachlich richtig analysiert wurden - weil HG Pharma die Rechnungen an seine Partnerfirma, einen Salzburger Unternehmen, nicht mehr bezahlt habe und diese daher die Zusammenarbeit beendet habe. Außerdem sei die Frage offen, wer die PCR-Tests befundet hatte. Dazu bedürfe es nämlich der Expertise eines Facharztes, HG-Pharma-Chef Ralf Herwig sei allerdings Urologe.
Anstatt 120 Euro pro Test nur 38,50 Euro verlangt
Die „Krone“ hat einen Geschäftspartner (Name ist der Redaktion bekannt), der seit Monaten mit der HG Lab Truck GmbH zusammenarbeitet, erreicht. „Das ist alles ein Machtkampf, eine Hexenjagd, die auf eine Person reduziert ist. Auch dass man dem Land Tirol vorwirft, eine Ausschreibungspflicht umgangen zu haben, ist nicht nachvollziehbar, denn es zählte das beste Preis-Leistungs-Verhältnis“, betont er und ergänzt: „Damals kostete der billigste PCR-Test 120 Euro und auf das Ergebnis musste man zwei bis drei Tage warten. Herwig konnte diesen Preis unterbieten. Er verlangte 85 Euro pro PCR-Test, vom Land Tirol verlangte er nur 38,50 Euro pro Test. Zudem garantierte er, dass das Ergebnis noch am selben Tag zur Verfügung steht. Aufgrund dieser Argumente dürfte er schlussendlich auch den Auftrag vom Land Tirol erhalten haben.“
„Den Steuerzahlern acht Millionen Euro erspart“
Herwig habe acht Millionen Euro verdient, er hätte aber auch 18 Millionen Euro lukrieren können. „Den Steuerzahlern hat er somit mehr als acht Millionen Euro erspart“, erklärt der Insider.
Herwig fährt den höchsten Standard mit den besten Maschinen, die es am Markt gibt. Das kann nur mittels Ringversuchen kontrolliert werden. Und diese sind alle zu seinen Gunsten ausgefallen.
Der Tiroler Geschäftspartner
Zur Unterstellung, rund 220.000 PCR-Tests seien angeblich nicht richtig analysiert worden, betont der Geschäftspartner: „Das stimmt nicht! Herwig fährt den höchsten Standard mit den besten Maschinen, die es am Markt gibt. Das kann nur mittels Ringversuchen (Anm: Laborleistungstests) kontrolliert werden. Und diese sind alle zu seinen Gunsten ausgefallen.“
„Er wurde von der Firma über den Tisch gezogen“
Die Partnerschaft mit dem Salzburger Unternehmen habe Herwig aufgekündigt. „Am Anfang gab es eine Kooperation, weil er keinerlei Kontakte in der Welt hatte. Doch mit der Zeit hat er entdeckt, dass die Firma keine marktüblichen Preise hatte und Qualitätsmängel in den Produkten aufgetreten sind. Die Utensilien kosteten teils das Mehrfache, er wurde über den Tisch gezogen. Zudem hat er Rechnungen erhalten, auf denen immer dieselbe Rechnungsnummer stand. Dann hat er die Reißleine gezogen und sich die Materialien selbst am internationalen Markt zu günstigeren Konditionen besorgt. Das Salzburger Unternehmen war nicht erfreut, denn immerhin hat es mit Herwig seinen besten Kunden verloren“, verdeutlicht er.
HG-Pharma-Chef überlegt, das Handtuch zu werfen
Herwig selbst überlegt indes, wegen dieser „Rufmordkampagne“ gegen seine Person bzw. sein Unternehmen nun das Handtuch zu werfen - also den noch bis Ende Juni laufenden Vertrag mit dem Land Tirol nicht mehr zu erfüllen. Er sei davon überzeugt, dass alles in Ordnung war.
Land Tirol sieht keine Ungereimtheiten
Laut dem Land Tirol habe es bisher drei voneinander unabhängige Qualitätsüberprüfungen der HG Pharma GmbH gegeben. „Alle Überprüfungen gaben keinen Anlass, an der Qualität des Labors zu zweifeln“, heißt es. Doch dem noch nicht genug, das Land weiter: „Der seinerzeitig gegebene Bedarf konnte letztlich nur vom beauftragten Auftragnehmer in der gewünschten und notwendigen Form, insbesondere mit der dringend erforderlichen unverzüglichen Auswertung der Tests, erbracht werden.“
Alle Überprüfungen gaben keinen Anlass, an der Qualität des Labors zu zweifeln.
Das Land Tirol
Opposition ortet Polit-Skandal
„Volle Aufklärung“, das fordert hingegen die Liste Fritz bezüglich der Direktvergabe des Testauftrages an HG Pharma. Die schwarz-grüne Landesregierung habe „geschlampt“, indem sie Hunderttausende PCR-Tests nicht ausgeschrieben habe. Die FPÖ kündigt eine „Dringliche Anfrage“ im kommenden Landtag an und nennt Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) als Hauptverantwortlichen. Die NEOS zeigen sich „fassungslos, wie das Land agiert hat“, und reden von strafrechtlichen Konsequenzen. Auch die Grünen - immerhin VP-Regierungspartner - fordern „volle Aufklärung“.
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