Nun überschlagen sich in der Tiroler Landespolitik die Ereignisse. Nach dem überraschenden Rücktritt von Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (ÖVP) hat nun auch Parteikollege und Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg seinen Rückzug bekannt gegeben.
Just am Tag des Doppelrücktritts hatten sich Medienberichte über einen mutmaßlichen Skandal mit PCR-Tests in Tirol verbreitet. So könnten möglicherweise bei Hunderttausenden Tests Laborfehler passiert sein, die dazu geführt haben sollen, dass ein viel höherer Wert bei Fluchtmutationen des Coronavirus herausschaute. Ins Visier gerückt ist die Wiener Firma HG Pharma, die vom Land Tirol einen acht Millionen Euro schweren Auftrag über die Auswertung von PCR-Tests erteilt bekommen hatte. Die Polit-Rücktritte sollen aber nichts damit zu tun haben, wird betont.
In einer Aussendung meinte Tilg, dass die Bewältigung der Corona-Krise eine „besondere Herausforderung“ gewesen sei. „Eine Zeit, die uns alles abverlangt hat - auch mir selbst“, sagte er. Der Schutz der Bevölkerung sei „zu jedem Zeitpunkt an erster Stelle“ gestanden und er sei froh, dass die Tiroler Spitäler „vor einer Überlastung“ geschützt werden konnten. Er sei jedenfalls „mit Leib und Seele Mitglied der Tiroler Landesregierung“ gewesen, teilte Tilg mit und bedankte sich insbesondere bei Landeshauptmann Günther Platter sowie unter anderem bei seinen Regierungskollegen.
Tilg war im vergangenen Jahr im Zuge des Corona-Krisenmanagements stark unter Beschuss geraten. Bekannt wurde er durch einen Auftritt in der „ZiB 2“, in dem er mehrmals wiederholte, dass die Behörden in Sachen Ischgl „alles richtig gemacht“ hätten.
Tilg kündigte am Dienstagabend an, nicht weiter in der Politik bleiben zu wollen. Stattdessen kehre er als Professor für Medizintechnik und Medizininformatik an die Privatuniversität UMIT zurück. Der 53-Jährige war - wie Zoller-Frischauf - bereits seit Beginn der Landeshauptmann-Ära Platters im Jahr 2008 in dessen Team.
NEOS: Platter auf dem falschen Fuß erwischt
Als erste Oppositionspartei reagierten die Tiroler NEOS auf die Rochaden. Deren Klubchef Dominik Oberhofer sah Platter auf dem falschen Fuß erwischt: „Dem Tiroler Landeshauptmann ist heute Abend das passiert, was er eigentlich nie wollte: eine Regierungsumbildung.“ Oberhofer sprach von überraschenden Rücktritten, die zeigen würden, dass auch viele in der Volkspartei „Baustellen“ im Land orten würden.
Optimismus in „Krone“-Interview
Erst am Montag hatte ÖVP-Politiker Tilg der „Krone“ ein Interview gegeben, in dem er sich optimistisch zeigte, dass das Land bald wieder zur Normalität zurückkehren werde. „Wir arbeiten auf Hochtouren, um die Durchführung und Verteilung der Covid-Impfungen bestmöglich zu gestalten. Das hängt natürlich immer von den Impfstofflieferungen des Bundes ab, die leider oftmals schwanken.“
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