Der im Zuge der Abwicklung von PCR-Tests für das Land Tirol massiv unter Beschuss geratene Chef und Gründer der Firma HG Pharma, Ralf Herwig, zieht sich vorübergehend aus dem operativen Geschäft zurück. Die Entscheidung, wie es mit der noch bis Ende Juni laufenden Zusammenarbeit des Landes mit seiner Firma weitergehe, liege beim Land, erklärte Herwig am Mittwoch. Seine Firma soll weder die fachlichen noch technischen Voraussetzungen erfüllt haben, so die Kritik. Auch von Ungereimtheiten bei der Auftragsvergabe ist die Rede.
Er habe die Entscheidung „aufgrund der Turbulenzen um meine Person“ getroffen, meinte der Urologe. Es würden einfach falsche Berichte in die Welt gesetzt, die jeder Grundlage entbehren würden. „Es hat keine falsch positiven Tests gegeben. Alles, was es gegeben hat, waren PCR-Vorwarnungen, die dann von der Akademie der Wissenschaften bestätigt werden oder nicht. Das ist ein ganz normaler Vorgang“, erklärte Herwig. Die Qualität der Tests sei einwandfrei, dies sei auch mehrfach national wie international bestätigt und überprüft worden, sagte er im Gespräch mit der APA.
Es könne sein, dass er sich zurückziehe, bis sich die Vorwürfe aufgeklärt haben - es könne aber auch sein, dass es ein „Abschied für immer“ sei. Es würde jedenfalls schwer sein für das Land Tirol, eine Firma zu finden, die eine derartige Qualität liefern könne - sollte man sich gegen HG Pharma entscheiden.
Medienberichten zufolge kann derzeit nicht belegt werden, ob rund 220.000 PCR-Tests von September bis Ende März fachlich richtig analysiert wurden - weil HG Pharma die Rechnungen an ihre Partnerfirma, ein Salzburger Unternehmen, nicht mehr bezahlt habe und diese daher die Zusammenarbeit beendet habe. Außerdem sei die Frage offen, wer die PCR-Tests befundet hatte. Dazu bedürfe es nämlich der Expertise eines Facharztes, HG-Pharma-Chef Herwig ist aber Urologe.
HG-Pharma-Chef ortet „Rufmordkampagne“
Es handle sich um eine „Rufmordkampagne“ gegen seine Person bzw. sein Unternehmen - daher werde er in den kommenden Tagen entscheiden, ob er entsprechende Konsequenzen ziehe, hatte Herwig am Dienstag gegenüber der APA erklärt. „Sie können sich vorstellen, wie es mir geht“, so Herwig. Ein Geschäftspartner, der seit Monaten mit Herwigs Firma zusammenarbeitet, spricht gegenüber der „Krone“ von einem „Machtkampf, einer Hexenjagd“.
Angesprochen auf die Vorwürfe gegen HG Pharma und seine Person erklärte der Urologe, er habe den Erklärungen des Landes vom Dienstag nichts mehr hinzuzufügen. „Ich bin davon überzeugt, dass alles in Ordnung war“, meinte Herwig. Man befinde sich gerade in der Aufarbeitung, um Zweifel auszuräumen. Er stelle sich auch jeder Untersuchung und Erhebung seitens des Landes: „Ich bin komplett gläsern.“
Mückstein erwartet Ergebnisse der Qualitätsprüfung
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) bestätigte am Mittwoch nach dem Ministerrat, dass es sich bei der vom Land Tirol mit PCR-Tests betrauten HG Pharma um ein gelistetes Labor handle. „Die Vergabe ist in Tirol passiert, derzeit wird in Tirol aufgeklärt“, sagte Mückstein. Und: „Wir wissen nicht, wie groß das Problem mit den PCR-Testungen war.“ Derzeit gehe er davon aus, dass alle als positiv gemeldeten Tests des Labors auch positiv waren. Weitere Informationen erwarte er im Lauf des Tages und werde dann berichten.
Land Tirol lässt Zusammenarbeit vorerst offen
Ob das Land Tirol weiter mit der HG Pharma zusammenarbeiten wird, blieb vorerst noch offen. Eine Zusammenarbeit mit Herwig werde es aber nicht mehr geben, betonte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), der zugab, dass die Optik nicht gut sei, bei einer Pressekonferenz. Die Laborbefundung im Land soll neu aufgestellt werden, fügte der Landeshauptmann hinzu. Außerdem soll das Justiziariat eine genaue Prüfung vornehmen. Sobald das Ergebnis vorliegt, soll dieses auch kommuniziert werden.
Massive Kritik an Vergabe des Auftrags an HG Pharma
Die Vergabe des Tiroler Auftrags für PCR-Tests im Wert von acht Millionen Euro an die HG Pharma hatte für massive Kritik gesorgt, weil gegen den Firmengründer ein Verfahren wegen mutmaßlicher Behandlungsfehler läuft. Er muss sich deshalb am Freitag am Wiener Straflandesgericht wegen schwerer Körperverletzung und Betruges verantworten und darf derzeit nicht als Arzt praktizieren.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.