Für die Demokratie
Umfrage: USA größere Bedrohung als Russland
Obwohl westliche Politiker immer wieder vor den geopolitischen Konkurrenten China und Russland warnen, scheint das Wahlvolk die Gefahr größtenteils ganz woanders zu sehen. Wie aus einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsinstituts Latana hervorgeht, sehen Befragte untern anderem in Deutschland und in Österreich die USA als größere Bedrohung für die Demokratie als China oder Russland.
Für den „Democracy Perception Index 2021“ wurden insgesamt 53.000 Menschen in 53 Staaten weltweit zum Zustand der Demokratie in ihren Ländern, zu Bedrohungen der Demokratie und zu Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Demokratie befragt. Dass die Demokratien großen Gefahren ausgesetzt sind, sehen auch viele Teilnehmer der Studie. Zwar sind 81 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass Demokratie wichtig ist. Doch nur die Hälfte von ihnen glaubt, dass ihre jeweiligen Regierungen demokratisch agieren.
Ökonomische Ungleichgewichte sind größte Bedrohung
Als größte Bedrohung für demokratische Systeme werden ökonomische Ungleichgewichte und Ungerechtigkeiten zwischen Teilen der Bevölkerung gesehen. Durchschnittlich unterschreiben diese Aussage 64 Prozent der Menschen in den Umfragestaaten. Seit der letzten „Democracy Perception Index“-Umfrage im Vorjahr hat aber auch die Sorge vor sozialen Medien - hier vor allem in den USA und Europa - zugenommen. Berichte über russische Versuche, die US-Präsidentschaftswahlen zu beeinflussen, spielen hier mit Sicherheit eine große Rolle.
Soziale Medien als Gefahr für Demokratie?
Übrigens gehören auch Österreicher, Ungarn und Deutsche zu großen Skeptikern von sozialen Medien. In allen drei Ländern werden Plattformen wie Twitter, Facebook und Instagram als eher negativer Einfluss auf demokratische Systeme gesehen.
44 Prozent aller in den 53 Staaten Befragten fühlen sich durch die Außenpolitik im Weißen Haus bedroht. Von den Führungen in Peking (38 Prozent und Moskau (28 Prozent) geht ihnen zufolge eine geringere Gefahr aus. Wenig überraschend ist, dass Befragte in Polen, der Ukraine und in den USA die Russen als gefährlicher für die Demokratie sehen. Zu dieser Gruppe gehören übrigens auch Ungarn, Venezolaner und Iraner.
Nach Trump nun positiver „Biden-Effekt“
Allerdings haben die USA seit dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden an Sympathien dazugewonnen, wie ein Vergleich mit der Studie aus dem letzten Jahr zeigt. Jonas Parello-Plesner, Geschäftsführer von Alliance of Democracies, des Auftraggebers für die Studie, meinte am Mittwoch gegenüber spiegel.de: „Die Amtszeit des ehemaligen Präsidenten Donald Trump hat das Vertrauen unter den demokratischen Partnern in Europa ohne Frage nachhaltig beschädigt.“ Doch nun sei ein „Biden-Effekt“ zu beobachten.
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