Macron gegen Le Pen
200. Todestag Napoleons entzweit Frankreich
Der 200. Todestag von Napoleon Bonaparte hat in Frankreich zu einem Politzwist geführt. Präsident Emmanuel Macron würdigte den früheren Kaiser zwar als großen Staatsmann, verwies aber auch auf die Millionen von Toten bei seinen Feldzügen. „Napoleon hat sich bei seinen Eroberungen nie um menschliche Verluste gekümmert“, sagte Macron am Mittwoch in einer Gedenkrede in Paris. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen hingegen warf kritischen Stimmen in ihrem Land „Selbstgeißelung“ vor.
Die heutige Politik stelle dagegen „das menschliche Leben über alles“, betonte Macron unter Verweis auf die Corona-Pandemie. Zwei Jahrhunderte nach Napoleons Tod sei kein Platz für „exaltierte Feierlichkeiten“, sondern für „aufgeklärtes Gedenken“, sagte Macron in seiner Ansprache in der Wissenschaftsakademie Institut de France. Unbestritten sei, dass Frankreich Napoleon wichtige Grundlagen wie das Zivilgesetzbuch Code Civil verdanke. Der frühere Kaiser sei deshalb immer noch „ein Teil von uns“, sagte Macron.
Macron: Wiedereinführung der Sklaverei war „Verrat“
Die Wiedereinführung der Sklaverei in Frankreich unter Napoleon sei dagegen ein „Fehler“ und ein „Verrat am Geist der Aufklärung“ gewesen, betonte Macron. Vor allem in französischen Überseegebieten wie Guadeloupe oder Martinique war diese Erklärung erwartet worden - dort leben noch heute viele Nachkommen früherer Sklaven. Nach seiner Rede legte Macron einen Kranz an Napoleons Grabmal im Pariser Invalidendom nieder.
Le Pen rühmte Napoleon in dramatischem Video
Die Rechtspopulistin Marine Le Pen rühmte Napoleon dagegen als „unsterblich gewordene französische Legende“. Alle Versuche, Napoleons Verdienste nachträglich zu schmälern, kämen „ethischen Waterloos“ gleich, sagte sie in einem mit dramatischer Musik unterlegten Video, das sie in Online-Netzwerken teilte. Damit distanzierte sich Le Pen von Macron, den sie im kommenden Jahr bei der Präsidentschaftswahl herausfordern will.
Linke kritisieren Gedenkfeier
Vor allem im linken politischen Lager stieß die staatliche Gedenkfeier Macrons auf Kritik. Der Chef der Linkspartei La France Insoumise (Das unbeugsame Frankreich) kritisierte auf Twitter die Unterdrückung von Sklaven wie von Frauen zur Zeit Napoleons, der sich im Dezember 1804 in der Pariser Kathedrale Notre-Dame zum Kaiser der Franzosen hatte krönen lassen. In dessen Zivilgesetzbuch seien „Frauen der Herrschaft der Männer unterstellt“, betonte Jean-Luc Mélenchon, der ebenfalls im kommenden Jahr bei der Präsidentschaftswahl antritt.
Napoleon spaltet weiterhin öffentliche Meinung
Macron warnte hingegen davor, Napoleon nur mit heutigen Maßstäben zu beurteilen und damit „die Vergangenheit auszulöschen“. Napoleon war am 5. Mai 1821 auf der britischen Insel St. Helena gestorben. Dorthin war er nach der verlorenen Schlacht von Waterloo 1815 verbannt worden. Bis heute spaltet der einstige Kaiser der Franzosen die öffentliche Meinung. Die einen sehen ihn als Reformer und Gründer wichtiger Institutionen wie der Notenbank Banque de France. Andere werfen Napoleon Bonaparte eine autoritäre Herrschaft und die Wiederherstellung der Sklaverei im Jahr 1802 vor.
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