In Asien und Afrika

Missbrauchsfälle in SOS-Kinderdörfern schockieren

Ausland
06.05.2021 12:53

In 20 Ländern in Afrika und Asien sollen in Einrichtungen von SOS-Kinderdorf betreute Kinder und Jugendliche Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch geworden sein. Für die Opfer wurde ein Entschädigungsfonds „in Millionenhöhe“ eingerichtet. Außerdem soll es zu Misswirtschaft gekommen und Gelder veruntreut worden sein.

SOS-Kinderdorf Österreich machte die Kinderschutzverletzungen am Donnerstag publik und zeigte sich tief betroffen. Eine unabhängige Kommission unter der Leitung der ehemaligen steirischen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic soll die Vorwürfe aufarbeiten. Sie spüre „Willen und Wollen von SOS-Kinderdorf, alles zu tun, dass Ordnung hergestellt wird“, sagte Klasnic.

„In einem ersten Schritt muss rasch festgestellt werden, in welchen Fällen personelle Konsequenzen gezogen oder strafrechtliche Ermittlungen angestoßen werden müssen“, sagte Klasnic. „In einem zweiten Schritt werden wir klare strukturelle Empfehlungen zur Veränderung der Organisation erarbeiten.“ Würden „einzelne Länderorganisationen diesen Weg nicht mitgehen“, so halte man sich „die Möglichkeit offen, ihnen in allerletzter Konsequenz das Recht, unter dem Namen von SOS-Kinderdorf zu arbeiten, zu entziehen“.

„Schonungslose und transparente Aufarbeitung“
SOS-Kinderdorf-Geschäftsführerin Elisabeth Hauser berichtete von „schwerem Fehlverhalten von Mitarbeitern“. Kindern wurde demnach „Gewalt angetan, bis hin zu sexuellem Missbrauch“, sagte sie. Sie versicherte eine „schonungslose und transparente Aufarbeitung“ der Vorfälle. Welche Länder genau betroffen sind, gab sie aber ebenso wenig bekannt wie die Zahl der bisher bekannten Opfer. Das müsse erst alles im Detail geprüft werden.

„Untragbare Situation“
Die Vorfälle würden sie erschüttern, es sei „eklatant gegen Werte und Standards verstoßen worden“, sagte Hauser. Mitarbeiter in den einzelnen Ländern, die die Vorfälle ansprachen, wurden laut der Geschäftsführerin „rausgedrängt, und den Kindern wurde nicht geglaubt“. Es sei eine „untragbare Situation“. Die Vorfälle reichen „bis in die 90er-Jahre oder in die jüngere Vergangenheit zurück“, sagte Hauser. Jeder einzelne Fall sei einer zu viel. Für die Opfer wurde ein Entschädigungsfonds eingerichtet.

Außerdem sollen Mitarbeiter Geld veruntreut haben. Hier nannte Hauser als Beispiel, dass bei Vergabeverfahren Bauprojekte in der Verwandtschaft in Auftrag gegeben wurden. „Wir werden das prüfen, ob österreichische Spendengelder veruntreut wurden“, sagte sie auf entsprechende Nachfrage. SOS-Kinderdorf International habe ebenfalls bereits Schritte gesetzt.

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