Im Wiener Prater

Johanniter übten Kreuzfahrtschiff-Evakuierung

Wien
06.05.2021 15:58

Zehn Teilnehmer umkurven sich drehende Schaumstoffrollen, torkeln über Hängebrücken, steigen bewegliche Stufen empor. Erschwert wird das Überwinden der Hindernisse durch Gewichtswesten, Sonnenbrillen und einen Gehstock. Die Zeit wird gestoppt. Was sich wie die Beschreibung einer launigen TV-Show anhört, hat einen ernsten Hintergrund: Die Hilfsorganisation der Johanniter führt im Prater eine Studie durch, die künftig bei der Evakuierung von Kreuzfahrtschiffen helfen soll.

„In Katastrophenfällen sind auf Schiffen vor allem Ältere und Menschen mit Behinderung im Nachteil, da sie in der Mobilität und auch in der Wahrnehmung ihrer Umgebung eingeschränkt sind“, sagte Georg Aumayr, Leiter der Johanniter-Forschung. Es sei daher bei einer Evakuierung wichtig, „die Unterschiede in der Bewegungsgeschwindigkeit zwischen jungen und alten Menschen auf beweglichen Untergründen, wie man sie in einem schwankenden Schiff vorfindet, zu kennen“.

Georg Aumayr leitet das Forschungs- und Innovationszentrum der Johanniter. (Bild: APA/HANS PUNZ)
Georg Aumayr leitet das Forschungs- und Innovationszentrum der Johanniter.

Hindernis-Parkour im Prater ähnelt Schiff bei starkem Seegang
Der Kapitän eines Schiffes könne dann besser entscheiden, ob er sofort evakuieren muss, oder noch Zeit hat. Als ideal für die Studie hätte sich das „Magic Dream House“ im Wiener Prater erwiesen, „ein Hindernis-Parkour, bei dem der unebene und instabile Untergrund dem meist engen Inneren eines Schiffes, bei starkem Seegang ähnelt“, erklärte Aumayr die ungewöhnliche Ortswahl.

Alles in Bewegung, wie bei einem schwankenden Schiff (Bild: APA/HANS PUNZ)
Alles in Bewegung, wie bei einem schwankenden Schiff
Mit simulierten Alterserscheinungen war der Hindernisparkour gleich viel herausfordernder. (Bild: APA/HANS PUNZ)
Mit simulierten Alterserscheinungen war der Hindernisparkour gleich viel herausfordernder.

Zehn Teilnehmer absolvierten zunächst in ihrer gewohnten Straßenkleidung den Hindernis-Parkour, wobei bei jeder Etappe - etwa schwankende Rampen, drehende Holztunnel oder kippende Bodenplatten - mit der Stoppuhr die Zeit bis zur erfolgreichen Bewältigung des Hindernisses gemessen wurde und der Studienteilnehmer nach seiner persönlichen Stimmung und dem empfundenen Schwierigkeitsgrad befragt wurde.

Bei jedem Hindernis wurde die Zeit mitgestoppt. (Bild: APA/HANS PUNZ)
Bei jedem Hindernis wurde die Zeit mitgestoppt.

Übung mit simulierten Alterserscheinungen
Anschließend wurde ein zweiter Durchgang durchgeführt: diesmal trugen die Teilnehmer einen Alters-Simulationsanzug, bestehend aus einer Gewichtsmanschette für ein Fußgelenk, einer Knieschiene, einer Gewichtsweste, einem Gehörstöpsel, Überschuhen, einer gefärbten Brille, einer Armschlinge und einem Gehstock. So konnten verschiedene Einschränkungen wie die Lähmung einer Extremität, Seheinschränkungen oder Höreinschränkungen simuliert werden.

Der Alters-Simulationsanzugs wird angelegt. (Bild: APA/HANS PUNZ)
Der Alters-Simulationsanzugs wird angelegt.

Daten helfen, Fluchtrouten besser zu gestalten
Mit den gewonnenen Daten würden nun Fluchtrouten und Evakuierungs-Zeitpunkte von Schiffen optimiert werden, die in das von Airbus geleitete Projekt Palaemon einfließen sollen, im Rahmen dessen ein hochkomplexes System entwickelt wird, das mithilfe von Erschütterungssensoren, Kameras und einem Drohnensystem Evakuierungen großer Kreuzfahrtschiffe sichererer machen soll. Außerdem seien die Daten der Studie Grundlage für ein Augmented-Reality-Programm, das gemeinsam mit der Jade-Hochschule entwickelt würde, um zukünftig Kapitäne kostengünstig in der virtuellen Realität auf ihre Schiffe einzuschulen.

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