Zwei Frauen getötet

Verdächtiger (51) kann „das Warum nicht erklären“

Salzburg
07.05.2021 06:00

„Es ist so tragisch“, sagt Nachbarin Maria. Jeden Tag hat sie Helga B. (50) und ihre gleichnamige Mutter gesehen. Jetzt sind sie tot - regelrecht hingerichtet worden durch Kopfschüsse. Abgedrückt soll Gottfried O. haben, der Ex-Freund der 50-Jährigen. Er flüchtete nach der Bluttat im Salzburger Wals bis zum Wolfgangsee.

Die Edelweißstraße in Wals-Siezenheim: Familien-Idylle, zirpende Vögel, Stille, kaum Verkehr. Es ist ein prächtiges Haus mit der Nr. 8, knapp zehn Jahre alt mit einem weiß-goldenen Zaun, einem goldenen Namensschild am Postkasterl, blühenden Tulpen und zwei Stein-Engeln, die verträumt ins Leere blicken. Am Eingang zum liebevoll gepflegten Garten hängt ein Schild mit der Aufschrift: „Ich bin in meinem Garten“.

(Bild: Tschepp Markus)

Schock für Schlagerstar: Tante und Cousine tot
Ausgerechnet hier passierte in der Nacht auf Donnerstag, gegen Mitternacht, das Unbegreifliche: Gottfried O. - 51 Jahre alt und Privatdetektiv - soll hier, im Hausinneren, seine ehemalige Lebensgefährtin Helga B. (50) erschossen haben. Die Frau war sofort tot. Kurz danach betätigte er laut Polizei wieder den Abzug seiner zwei Glock-Pistolen und tötete im Eingangsbereich des Wohnhauses auch die Mutter der Frau (76) mit einem gezielten Kopfschuss. Brisantes Detail: Bei den Opfern handelt es sich um Tante und Cousine des deutschen Schlagerstars Stefan Mross. „Ich bin tief erschüttert“, sagt er in der „Bild“-Zeitung. „Mama und ich sind fassungslos.“

Die Tante und die Cousine des deutschen Schlagerstars Stefan Mross wurden vor ihrem Haus in Wals-Siezenheim erschossen. (Bild: APA, Viennareport.at, Krone KREATIV)
Die Tante und die Cousine des deutschen Schlagerstars Stefan Mross wurden vor ihrem Haus in Wals-Siezenheim erschossen.

Gottfried O. rief auf der Flucht selbst die Polizei
Der Schütze war nach der Tat geflüchtet. Ein Ohrenzeuge sah, wie O. das Weite suchte. Der erste Notruf ging ein, während der Schütze mit seinem Auto davonfuhr. Währenddessen löste die Exekutive eine Alarmfahndung aus - mit Unterstützung der bayrischen und oberösterreichischen Kollegen. Während der Fahrt in Richtung Wolfgangsee meldete sich Waffenscheinbesitzer O. bei einer Bekannten und gestand auf der Mailbox die Tat.

(Bild: Tschepp Markus)

Dabei kündigte er zugleich an, sich das Leben zu nehmen. Kurz darauf rief der 51-Jährige auch selbst den Polizeinotruf: Er habe zwei Pistolen und werde sich jetzt umbringen, sagte er den Beamten. Natürlich verriet er dadurch seinen GPS-Standort.

(Bild: Tschepp Markus)

Indes stieg der Polizei-Hubschrauber samt Wärmebildkamera in die Luft - die Spezialeinheit Cobra und die Verhandlungsgruppe Salzburg machten sich bereit, während weitere voll ausgerüstete Polizeikräfte das Haus der getöteten 76-Jährigen durchsuchten.

(Bild: Tschepp Markus)

Verdächtiger kann Motiv „nicht wirklich erklären“
Gegen 4.30 Uhr fielen wieder Schüsse. Ort des Geschehens: ein Campingplatz im St. Gilgener Ortsteil Abersee. Der mutmaßliche Doppelmörder ballerte vor sich hin, einfach ins Wasser. Schließlich ergab er sich den Cobra-Beamten. „Den Tatablauf bestätigte der Verdächtige“, sagt Hans Wolfgruber von der Polizei. Nur zum Motiv fehlten ihm die Worte: „Das Warum konnte er nicht erklären.“ Fakt ist: Er war nüchtern. Aber es gab einen Disput zwischen Helga B.s Bruder und ihrem „Ex“. Gegenseitige Anzeigen - aber laut Staatsanwaltschaft alles ohne „strafrechtliche Relevanz“.

Maria Berger (81) ist seit Jahrzehnten eine Nachbarin der Opfer. Sie kennt die Frauen daher und war über die Wahnsinnstat erschüttert. (Bild: Tschepp Markus)
Maria Berger (81) ist seit Jahrzehnten eine Nachbarin der Opfer. Sie kennt die Frauen daher und war über die Wahnsinnstat erschüttert.

„So etwas ist hier noch nie passiert“
Der Schock in der Nachbarschaft sitzt jedenfalls tief: „Ich bin gegen halb zwölf aufgeschreckt, weil ich Schüsse gehört habe“, erzählt Zikri Gashi. Auch Anrainerin Maria hörte das, seit fast 70 Jahren lebt sie dort: „So etwas ist hier noch nie passiert.“ Sie kannte die Getötete und ihre gleich nebenan wohnende Mutter gut. Ein inniges, familiäres Verhältnis hatten beide. „Die Betroffenheit spürt man an jedem Eck“, sagt der Bürgermeister Joachim Maislinger. Viele kannten die „freundlichen und respektvollen“ Frauen. Oftmals spazierten sie an der Hauptstraße entlang Richtung Friedhof - zum Grab des Vaters und des Ehemannes, der erst im März 2020 gestorben war.

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