Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) muss offenbar wieder die deutschen Steuerzahler um Hilfe bitten: Nachdem der Warenhauskonzern des österreichischen Kaufhausjongleurs Rene Benko erst im Jänner - nach eben überstandener Insolvenz - vom staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds bereits einen Kredit von bis zu 460 Millionen Euro erhalten hatte, fordert die Unternehmensführung laut „Manager Magazin“ nun erneut eine Finanzspritze von kolportierten 200 Millionen Euro.
Laut dem Medienbericht reiche die Liquidität bei Galeria Karstadt Kaufhof nur noch etwa vier Wochen. Aufgrund des Lockdowns, berichtet das „Manager Magazin“, würden bei GKK derzeit etwa 100 Millionen Euro pro Monat verbrannt.
Interessant erscheint, was Rechercheure der ARD in der Vorwoche in ihrer Reportage „Der Kaufhauskönig“ im Zusammenhang mit der Staatshilfe von bis zu 460 Millionen Euro aufgedeckt hatten. Darin hieß es unter anderem, die Insolvenzgläubiger hätten zuvor schon „auf über zwei Milliarden Euro Forderungen verzichtet, um das Unternehmen zu retten. Doch Benko brauchte weitere Millionen, diesmal vom Staat.“
Der Wirtschaftswissenschaftler Professor Gerrit Heinemann sagte den ARD-Reportern: „Alle haben sich gefragt, wieso bekommt Karstadt so schnell 460 Millionen an Staatshilfe. Und die Tatsache, dass andere Filialketten, die ja vergleichbare Sortimente verkaufen und auch im Shutdown sind, das nicht beantragen, zeigt, das Unternehmen kann nicht gesund sein.“
Haben zwei Minister mitgeholfen?
In dem ARD-Film hieß es weiter: „Wie Benkos angeschlagener Warenhauskonzern trotzdem an Staatshilfen kam, hängt unter anderem mit zwei deutschen Ministern zusammen. Bundeswirtschaftsminister (Peter) Altmaier und Finanzminister (Olaf) Scholz haben die 460 Millionen Staatshilfe vergeben. Beide Minister sitzen von Amts wegen im Kuratorium der Ruhrkohlestiftung RAG, die an der Signa Prime beteiligt ist. Und ausgerechnet der gehören eine Vielzahl von Kaufhof- und Karstadt-Warenhäusern.“
Wirtschaftsforscher Heinemann erklärte in dem Film des öffentlich-rechtlichen Fernsehens dazu: „Wenn entschieden wird von Politikern, die in einer Stiftung sitzen, die Geld von dem Unternehmen bekommen, das Staatshilfe bekommt, das ist nicht nur ein Interessenskonflikt, das ist mehr als anrüchig.“ Das deutsche Bundeswirtschaftsministerium teilte laut ARD mit, dass die Aktienbeteiligung der RAG Stiftung an der Signa-Tochter bei der Vergabe der staatlichen Corona-Hilfe an Karstadt-Kaufhof keine Rolle gespielt habe.
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