„Was uns hier in Deutschland noch droht, ist in Österreich längst Realität“, ist Jan Böhmermann am Freitagabend in sein „Kurz-Special“ gestartet. In seiner ZDF-Satireshow „Magazin Royale“ blieb zwar die angekündigte Blümel-„Bombe“ aus, dafür zog er Österreichs Kanzler, aber auch Kaufhausjongleur Rene Benko und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka gehörig durch den Kakao. Was dem deutschen Zuschauer wohl den einen oder anderen Schmunzler entlocken konnte, dürfte in Österreich vermutlich für weniger Lacher gesorgt haben.
„Noch hat Gernot Blümel Zeit zurückzutreten“, tönte Jan Böhmermann am Freitag in Ankündigung seiner Satire-Sendung „ZDF Magazin Royale“ auf Twitter. Eine angekündigte „Bombe“ blieb aber aus, stattdessen widmete sich der TV-Satiriker lieber ausführlich Sebastian Kurz. „So einen Kanzler wie dich wünsch ich mir auch für Deutschland“, erklärte Böhmermann nicht ohne Ironie. Immerhin sei er da auch der Meinung der deutschen Medien.
Kurz als „Erdapfel-Erdogan“
Oder ist Sebastian Kurz in Wahrheit doch ein „gefährlicher Erdapfel-Erdogan“, ein „Baby-Bolsonaro“, ein „Lego-Lukaschenko“, ein „Playmobil-Putin“, wie Böhmermann weiter munkelte - und „Österreich auf dem Weg zur autoritären Demokratie“? Immerhin habe Kurz den Regierungspartner, die Medien, das Parlament ja schon längst in der Tasche. Und das dank seines unvergleichlichen Charmes, wie der Satiriker konstatierte.
Und in seiner satirischen Analyse ließ Böhmermann auch Kurz‘ Verbindung zu Rene Benko nicht aus. So gab es einen Ausschnitt, der zeigt, wie Kurz Russlands Präsident Wladimir Putin 2018 in Wien empfing und diesem im Zuge dessen den Kaufhausjongleur vorstellte. „Rene Benko, einer der ganz großen österreichischen Unternehmer“, hört man den Kanzler zu Putin sagen. „Der Benko Rene ist Sebastians eigener Top-Oligarch. Oder wie man in Österreich sagt: Ösi-Garch“, so Böhmermanns Fazit.
Benko als „vertrauenserweckender Pelzkragen“
Benko sei nicht nur ein Tiroler Unternehmer, handle mit Luxusimmobilien und sei „ein Double vom Obi-Bieber“, erklärte Böhmermann über Benko, sondern auch ein guter Freund des Kanzlers. Und so habe Kurz beim Kauf einer Möbelhaus-Immobilie auf der Wiener Mariahilfer Straße Benko die Weichen gestellt, so der Satiriker munter weiter.
Aber nicht nur das: Was Ex-FPÖ-Chef Heinz Christian Strache nicht gelungen sei, habe nun Benko geschafft: „Der Kumpel von Sebastian Kurz, der Möbelhaus-Rene, kauft sich bei der Kronen Zeitung ein“, so Böhmermann. „Sebastian Kurz lebt H.-C. Straches Ibiza-Traum - in Reality. Ein türkises Familienmitglied mit kurzem Draht zur wichtigsten Zeitung des Landes. Das ist am Ende doch auch gut für die Presse- und Meinungsfreiheit aller Menschen in Österreich.“
Wie Böhmermann in seiner Watsche gegen Benko weiter ausholte, habe der Unternehmer bereits versucht, Medien zu vebieten, über seine Verurteilung zu schreiben. „Wer hätte gedacht, dass dieser vertrauenserweckende Pelzkragen versucht, den kroatischen Premierminister zu bestechen? Also ich hätte das nicht gedacht, die Richterin leider schon“, ätzte Böhmermann weiter. Und: „Den kroatischen Premierminister bestechen wollen - und jetzt der beste Kumpel des Kanzlers?“ Einige Tricks habe sich Kurz auch schon von Benko abgeschaut, ist sich der TV-Satiriker sicher.
Auch Sobotka kriegt sein Fett weg
Und selbst Wolfgang Sobotka war vor der spitzen Zunge von Jan Böhmermann nicht sicher. Immerhin habe der Nationalratspräsident „Geld von Novomatic“ bekommen und müsse deshalb jetzt vor den Ibiza-Untersuchungsausschuss. Doch was für ein Glück, stichelte Böhmermann weiter, dass Sobotka selbst den U-Ausschuss leitet. „Super, da haben ja alle früher Feierabend - und wer das blöd findet, der ist ein Mobber.“ Und mit Mobbing kenne sich Sobotka ja immerhin aus, witzelte er.
Einzig seinen „Endgegner“ habe Kurz nicht im Griff: die Justiz, so Böhmermann abschließend. Die spure nämlich nicht so, wie der Kanzler es wolle. Jedenfalls noch nicht. Und deshalb bete das „ZDF Magazin Royale“ nun den ganzen Sommer für Österreich, erklärte Böhmermann zum Ende seiner letzten Show vor der Sommerpause. Fortsetzung folgt mit Sicherheit, aber erst im Herbst ...
Doppelte Premiere von Mavi Phoenix
Wem die Satire nicht gefiel, der wurde am Ende der Show von Mavi Phoenix belohnt. Der österreichische Musiker war in der Show zu Gast und stellte seinen neuen Song „Nothing Good“ vor. Es war der erste Auftritt von Mavi Phoenix nach seiner Gender-Transition. Zum allerersten Mal durften die Fans des Musikers also einen Blick auf das neue Aussehen ihres Idols werfen.
„Nothing Good“ ist gemeinsam mit dem kürzlich erschienenen „Grass And The Sun“ die erste neue Veröffentlichung seit dem Debütalbum „Boys Toys“ aus dem Vorjahr. Der von einer Gitarrenmelodie getragene Song zeigt sich im Unterschied zu den früheren Nummern Phoenix‘ noch eine Spur poppiger, spielt mit allerlei Effekten und präsentiert den Sänger auch stimmlich verändert. Eine abwechslungsreiche Produktion und variantenreiche Sounds gehören aber noch immer zu den wesentlichen Eckpfeilern.
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