„Krone“-Informanten:

Dubiose Vorgänge bei Tests in Innsbrucker Geschäft

Tirol
09.05.2021 10:00

Brisante Berichte haben zwei Informanten der „Krone“ geliefert. Laut ihnen wird in den Filialen von „Sophie‘s Biowelt“ in Innsbruck und Umgebung für vor Ort durchgeführte Corona-Spucktests Geld verlangt, was nicht erlaubt sei. Ein Teil davon soll in Corona-Demos fließen. Zudem werden vorab signierte und gestempelte Atteste verteilt. Die Betreiberin und der Arzt weisen die Vorwürfe zum Teil zurück. 

Dieser vermeintliche Betrug, den zwei „Krone“-Informanten (Namen der Redaktion bekannt) aufgedeckt haben, birgt jede Menge hochexplosiven Sprengstoff in sich. Denn in den vier Filialen von „Sophie’s Biowelt“, die sich in Innsbruck und Schönberg im Stubaital befinden und von Sophie Royer betrieben werden, werden den Kunden Corona-Spucktests angeboten. Für diese erhalten Betriebe jeweils einen pauschalen Kostenbeitrag des Bundes von zehn Euro. Wie das Covid-19-Maßnahmengesetz vorsieht, müssen diese Tests unentgeltlich angeboten werden.

„Drei Euro als Aufwandsentschädigung“
Wie die Informanten schildern, müssen in dem Geschäft aber trotzdem zehn Euro bezahlt werden. „Es wird einem versprochen, dass man das Geld wieder zurückbekommt, sobald das Land irgendwann bezahlt.“ Eine Rechnung für den Test bekommt man jedoch nicht, sondern „wird per E-Mail informiert, sobald das Geld zur Abholung bereit ist“. Doch es geht noch weiter: Denn wie die Informanten berichten, „muss man darüber hinaus drei Euro als Aufwandsentschädigung bezahlen, die in einen Verein fließen“.

Dass die Information stimmt, zeigt ein Blick auf die Homepage von „Sophie’s Biowelt“. Dort steht: „Für die Testung wird ein Unkostenbeitrag von drei Euro für den Verein verlangt.“

Symbolbild (Bild: Remko de Waal / ANP / AFP)
Symbolbild

Verein für Corona-Demos
Brisant: Dieser Verein nennt sich „Für eine bessere Welt“ und hat schon mehrere Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen organisiert. Auf dem Facebook-Account des Vereins, deren Administratorin Sophie Royer ist, steht, wofür sich dieser einsetzt: unter anderem „für die Impffreiheit“, „Offenheit für alternative Presse- und ärztliche Beiträge im Bezug auf Corona“ oder „für die Meinungsfreiheit und gegen die Mediendiktatur“. Durch die „Aufwandsentschädigung“ werden Kunden also (ohne es zu wissen!) zu Finanziers der Demonstrationen.

Vorgefertigte Atteste von Arzt aus Zell am Ziller
Der Höhepunkt der Geschichte ist damit aber noch nicht erreicht. Wie die Informanten selbst erlebt haben, „wird der Test nicht von medizinischem Personal durchgeführt und im gesamten Geschäft trägt niemand eine Maske. Am Anfang wurde das Attest von Privatpersonen unterschrieben und mit dem Firmenstempel des Ladens versehen. Mittlerweile liegen auf einem Stapel vorgefertigte Atteste auf, auf denen Stempel und Unterschrift eines Arztes schon vorab angebracht sind.“

Der Stempel sowie die Unterschrift stammen von dem Arzt Markus Wegscheider, der schon auf Corona-Demonstrationen als Redner auftrat.

Die Atteste sind vorab unterschrieben und gestempelt. (Bild: zVg)
Die Atteste sind vorab unterschrieben und gestempelt.

Royer: „Die Testungen laufen korrekt ab“
Auf Anfrage der „Tiroler Krone“ gibt Sophie Royer offen zu, dass „wir für die Tests die zehn Euro Kaution verlangen, da wir nicht wissen, wann wir sie vom Bund zurückerstattet bekommen“. Zu den drei Euro Aufwandsentschädigung, die in den Verein fließen, versichert die Unternehmerin, dass „mit diesem Geld Kurse und Workshops zu den Themen Gesundheit finanziert werden, jedoch keine Corona-Demos“. Bei den Personen, die die Tests durchführen, handle es sich um „Mitglieder des Vereins, die entweder als Sanitäter oder Apotheker tätig sind. Sie dürfen die Testungen somit durchführen.“

Und was hat es laut Royer mit den vorgefertigten Attesten auf sich? „Es stimmt, dass der Stempel des Arztes überall drauf ist. Unterschrieben wird jedoch von jener Person, die den Test auch durchführt. In unseren Filialen läuft also alles absolut korrekt ab“, betont sie.

Wegscheider: „Komme wöchentlich vorbei“
Für eine Stellungnahme war auch Markus Wegscheider bereit. Der Arzt wiederum erklärt: „Eine Rettungssanitäterin, die von mir eingeschult wurde, führt die Tests durch. Zusätzlich zu meinem Stempel und meiner Unterschrift unterschreibt auch sie die Atteste. Ich komme jede Woche einmal vorbei und schaue, ob alles in Ordnung ist. In den Teststraßen des Landes von ,Tirol testet‘ ist ja auch nicht immer ein Arzt vor Ort. Aus meiner Sicht läuft bei diesen betrieblichen Testungen also alles nach Vorschrift.“

Ob dem wirklich so ist, werden letztlich die zuständigen Behörden entscheiden müssen.

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