Österreich hat am Samstag mit dem „Fest der Freude“ der Befreiung von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft und der Opfer gedacht. In Wien ist es infolge einer angemeldeten Demo von rechten Gruppen in Ottakring in den Abendstunden zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und linken Gegendemonstranten gekommen. Es ist von mehreren Festnahmen die Rede, die allerdings noch nicht offiziell bestätigt wurden. Mindestens ein Teilnehmer der Gegendemo und vier Polizeibeamte seien verletzt worden, hieß es.
„In #Ottakring findet heute eine ordnungsgemäß angezeigte Kundgebung statt. Hier rechnen wir mit Gegendemos. Dort werden wir verstärkt im Einsatz sein“, hatte die Wiener Polizei am Samstag über den Kurznachrichtendienst Twitter wissen lassen. Vor allem auch, um dabei zu verhindern, dass Teilnehmer unterschiedlicher Kundgebungen aufeinandertreffen, wie die Polizei betonte.
Hintergrund: Rechte Gruppierungen - die als rechtsextrem eingestuften Identitären und die von Martin Sellner gegründete Bürgerbewegung „Die Österreicher“ - hatten eine Kundgebung am Yppenplatz in Wien-Ottakring angemeldet. Sie wollten eigenen Angaben zufolge jener Frau gedenken, die im Mai 2016 von einem psychisch kranken Kenianer auf dem Brunnenmarkt am Weg zur Arbeit erschlagen wurde. Die linken Gegendemonstranten wollten dieser Begründung allerdings keinen Glauben schenken, sie sprachen lautstark von „rechtsextremer Vereinnahmung“ eines Mordes.
Der Versammlung von insgesamt rund 50 rechten Teilnehmern sollen letztlich rund 300 Gegendemonstranten gegenübergestanden sein, wie den zahlreichen Postings ins sozialen Medien zu entnehmen war. Die rechte Kundgebung wurde dabei, wie angekündigt, von einem Großaufgebot der Polizei gesichert. Von den Teilnehmern der Gegendemo erfolgreich beim Versuch eines Marschs von der U6 zum Yppenplatz gestört, fanden sich am Ende wohl nur zwei Handvoll Teilnehmer der rechten Demo am Ziel ein. Weitere Teilnehmer kehrten am Weg von der U6 kurzerhand wieder zur Station Josefstädter Straße am Gürtel um.
Unter den Augenzeugen des Geschehens befanden sich neben dem Blogger Michael Bonvalot auch Redakteure von „Heute“ und „ZackZack.at“, die ihre Eindrücke via Twitter teilten.
Weil Gegendemonstranten dann offenbar versuchten, den Teilnehmern der Kundgebung in die U-Bahnstation zu folgen, kam es schließlich zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Fotos und Videos auf Twitter zeigten unter anderem, wie Polizisten im Bereich des Gürtels auf die Gegendemonstranten losstürmen.
Flaschen und Gegenstände sollen dabei in Richtung der Beamten geworfen worden sein.
Es ist von mehreren Festnahmen die Rede, bestätigt wurden allerdings bislang offiziell keine. Mindestens ein Teilnehmer der Gegendemo musste mit Verletzungen unbestimmten Grades von der Wiener Berufsrettung behandelt werden. „Unsere Kolleg*innen wurden von den Teilnehmer*innen der Gegendemo mit pyrotechnischen Gegenständen und Flaschen beworfen. Vier Kolleg*innen sind dabei verletzt worden“, twitterte die Wiener Polizei in den Abendstunden.
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