Wegen Geldwäsche
EU will Barzahlungen über 10.000 Euro verbieten
Im Kampf gegen Geldwäsche will die EU-Kommission jetzt Nägel mit Köpfen machen und Barzahlungen von über 10.000 Euro endgültig verbieten. Das kündigte Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ an. Bei Zahlungen über 10.000 Euro muss in Deutschland bereits jetzt die Identität festgestellt werden. In Österreich gibt es derzeit keine Obergrenzen. Lediglich der Ankauf von Gold ist mit 9999 Euro limitiert.
„Wir reden über eine Obergrenze von 10.000 Euro. So viel Geld in den Taschen herumzutragen, ist ganz schön schwer. Die meisten Menschen machen das nicht“, sagte EU-Kommissarin McGuinness. Die neue Bargeld-Vorschrift soll Teil eines Pakets an Gesetzesvorschlägen gegen Geldwäsche sein, das die Kommission im Juli vorstellen will.
McGuinness sagte dem Blatt, sie wolle mit Unterstützung der Mitgliedstaaten den Aufbau einer EU-Behörde zum Kampf gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung vorschlagen: „Sie wird viele Befugnisse haben und die Anti-Geldwäsche-Politik bestimmter großer Banken direkt überwachen.“ Das Paket im Juli werde ein „Big Bang“ für den Kampf gegen Geldwäsche sein.
Österreich unter den „bargeldlastigen“ Ländern Europas
Österreich zählt zusammen mit Deutschland, Spanien, Portugal, Malta, Griechenland, Zypern und Italien zu den „bargeldlastigen“ Ländern Europas - darauf hat erst im Dezember des Vorjahres die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hingewiesen. Denn laut EZB-Daten liege der Bargeldanteil in Österreich mit 79 Prozent (bezogen auf die Anzahl der Transaktionen) und 58 Prozent (bezogen auf den Transaktionswert) weiterhin deutlich über dem Euroraum-Durchschnitt (73 Prozent Anzahl; 48 Prozent Wert), so die OeNB.
Auch wenn Kartenzahlungen im Zuge der Corona-Krise deutlich zugenommen haben, wollen die Österreicher auf ihr Bargeld weiterhin nicht verzichten. Das zeigte vor Kurzem auch eine internationale Umfrage des Shopping-Dienstleisters Klarna (9000 Befragte). Wobei die Österreicherinnen noch mehr von den Scheinen und Münzen angetan sind als die Österreicher.
Organisiertes Verbrechen mit Milliardenprofiten in der EU
Doch auch Kriminelle bevorzugen weiterhin Bargeld. Das organisierte Verbrechen macht innerhalb der EU und pro Jahr nach Schätzungen von Europol einen Profit von 140 Milliarden Euro. Nur ein Prozent der Vermögenswerte aus kriminellen Handlungen würde von Ermittlern aufgespürt und konfisziert. Hier will die EU nun mehr Druck machen.
Erst im April hatte eine Europol-Analyse deutlich gemacht, wie eng die Unterwelt mit der legalen Welt verwoben ist. Netzwerke seien wie Wirtschaftsunternehmen organisiert, mit verschiedenen Management-Ebenen. Mehr als 80 Prozent nutzten legale Geschäftsstrukturen und mehr als 60 Prozent der Banden auch regelmäßig Korruption als Mittel. Die Geldwäsche sei professionell organisiert und ein paralleles Finanzsystem der Unterwelt errichtet worden. Banden würden alle Möglichkeiten nutzen, um europäische Volkswirtschaften zu unterlaufen.
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