Frauenmord in Wien

Mutter von Marija im TV: „Versuchte sie zu retten“

Wien
10.05.2021 21:42

Nach dem Mord an ihrer Tochter Marija Ende April haben die Eltern im Fernsehen erstmals über die Vorgeschichte der schrecklichen Tat gesprochen. In der Sendung von Corinna Milborn auf Puls 24 erzählten sie über die Angst, die Marija vor dem Vater ihrer Kinder und späteren mutmaßlichen Mörder hatte: „Er ist ein Mensch, vor dem musst du Angst haben“, so Vater Borivoje. „Marija wollte nicht, dass es vollends eskaliert.“

Marija habe abgestritten, dass er sie geschlagen habe, die Eltern wussten aber Bescheid: „Ich habe immer wieder versucht sie zu überreden, dass sie ihn verlässt und zu uns kommt. Aber ihr Wunsch war, dass ihre Kinder Mutter und Vater haben“, sagt Mutter Slobodanka.

Mutmaßlicher Täter schoss Mitte April auf Vater
Bereits Mitte April verlor der mutmaßliche Täter Albert L. einmal die Nerven, erzählte Borivoje M.: „Wir waren eineinhalb Meter voneinander entfernt. Er hat eine Pistole herausgezogen und gesagt: ‚Du weißt, was das ist‘. Neben ihm ist seine Tochter, also meine Enkelin, gestanden, die 13-Jährige. Er hat das Magazin aus der Pistole genommen und einen Warnschuss abgegeben. Dann hat er das Magazin wieder reingegeben und auf mich geschossen. Der Schuss ging fünf Zentimeter an meinem linken Ohr vorbei.“

Die ermordete Krankenschwester hinterlässt zwei Kinder. (Bild: APA, ZvG, Krone KREATIV)
Die ermordete Krankenschwester hinterlässt zwei Kinder.

Eltern wollen Frauen Mut machen
Die Eltern wollten mit ihrem Auftritt erreichen, dass Opfer von Gewalt den Mut aufbringen, um mit jemandem zu sprechen. „Mit Freundinnen, mit der Polizei, egal mit wem“, sagte Slobodanka M. Jemand anderer könne vielleicht helfen, aus so einer Beziehung herauszukommen. „Meine Tochter kommt nicht zurück, aber vielleicht kann man viele Mädchen und Frauen retten. Sicher gibt es viele, die leiden wie meine Tochter. Man muss verhindern, dass es so endet wie bei ihr.“

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Habt keine Angst, euch zu melden!

Slobodanka und Borivoje M. appellieren an Gewaltopfer.

Slobodanka M. richtete einen Appell an alle Mütter: „Seid stärker als ich. Ich habe versucht sie zu retten, leider hab ich es nicht geschafft“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme.

Anwältin: „Zum Tatzeitpunkt steuerungsfähig“
Dass der Alkoholeinfluss des mutmaßlichen Täters strafmildernd sein könnte, glaubt Anwältin Astrid Wagner, die die Eltern vor Gericht vertritt, nicht. „So wie es aussieht, hat er sich erst nach der Tat angetrunken. Damit war er zum Tatzeitpunkt sehr wohl noch steuerungsfähig“, sagte sie in der TV-Sendung.

„Beunruhigender Trend“ bei Frauenmorden
Ebenfalls zu Gast war der Gerichtspsychologe Reinhard Haller. Er wies darauf hin, dass es in den letzten Jahrzehnten einen Rückgang bei männlichen Mordopfern gegeben habe, aber nicht bei ermordeten Frauen. „Das ist tatsächlich ein Trend, der sehr beunruhigen muss“, so Haller. 

Er betonte, dass solche Taten selten in einer „emotional aufgeschaukelten Situation“ geschehen würden, sondern „sehr gezielt“. Im Fall von Marija M. habe der mutmaßliche Täter sein Aggressionspotenzial offenbar schon vorher ausgelebt. In solchen Fällen sei es erforderlich, schon bei den geringsten Anzeichen auf Aggression diese zur Anzeige zu bringen. „Das ist fast die einzige Sprache, die solche Menschen verstehen“, so Haller.

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