Angriffe gehen weiter
Israel: Gewaltspirale dreht sich immer schneller
Die brandgefährliche Lage in Israel hat sich am Dienstag weiter zugespitzt, die Gewalt droht außer Kontrolle zu geraten. Militante Palästinenser setzten am Dienstag ihre Raketenangriffe auf Israel fort, das israelische Militär wiederum reagierte auf den Beschuss mit rund 130 Angriffen auf Ziele im Gazastreifen. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bereitete seine Landsleute auf einen längeren Konflikt vor. Verteidigungsminister Benny Gantz ließ sogar 5000 Reservisten mobilisieren. Bei der jüngsten Eskalation der Gewalt kamen 23 Palästinenser ums Leben, darunter neun Kinder. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt.
Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hatte sich in den vergangenen Tagen zugespitzt. In Jerusalem - und dort insbesondere auf dem Tempelberg - gab es im Laufe des muslimischen Fastenmonats Ramadan mehrfach schwere Zusammenstöße mit zahlreichen Verletzten. Auslöser waren unter anderem Polizei-Absperrungen an der Altstadt sowie drohende Zwangsräumungen von palästinensischen Familien im Viertel Sheikh Jarrah durch israelische Behörden. Am frühen Montagabend begannen militante Palästinenser im Gazastreifen damit, Raketen auf Israel abzuschießen.
Hamas: „Reaktion auf Verbrechen und Aggression“
Ein Sprecher der im Gazastreifen herrschenden, islamistischen Hamas nannte die Angriffe eine Botschaft an den Feind Israel und eine „Reaktion auf seine Verbrechen und Aggression gegen die heilige Stadt“. Mehrere Raketen wurden am Montag am Jerusalem-Tag, an dem in Israel an die Eroberung des arabischen Ostteils einschließlich der Altstadt während des Sechstagekriegs 1967 erinnert wird, auch in Richtung der Stadt abgefeuert.
Netanyahu geht von „längerem Konflikt“ aus
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sah dadurch eine rote Linie überschritten. Er stimmte die israelischen Bürgerinnen und Bürger auf einen längeren Konflikt ein. Verteidigungsminister Gantz genehmigte die Mobilisierung von 5000 Reservisten. Die zusätzlichen Kräfte sollen demnach unter anderem dem südlichen Regionalkommando der Streitkräfte zugeteilt werden, wie das Büro des Verteidigungsministers am Dienstag mitteilte.
Scharfe Kritik an Eskalation in Israel
Die EU und die USA verurteilten die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen. Scharfe Kritik kam auch von Saudi-Arabien und Jordanien sowie von anderen arabischen Staaten, die ihre Beziehungen mit Israel in den vergangenen Monaten normalisiert hatten. Die Vereinigten Arabischen Emirate riefen Israel etwa dazu auf, Verantwortung zur Deeskalation zu übernehmen. Bahrain forderte ein „Ende der Provokationen gegen das Volk von Jerusalem“.
Der Status Jerusalems ist eine der zentralen Streitfragen im Nahost-Konflikt. Israel beansprucht Jerusalem als „ewige und unteilbare Hauptstadt“ für sich. Die Palästinenser halten ihrerseits an ihrem Anspruch auf Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines unabhängigen Staates fest.
Der Tempelberg in der Altstadt mit dem Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee ist für Juden wie Muslime von herausragender Bedeutung. Es ist die drittheiligste Stätte im Islam. Zugleich standen dort früher zwei jüdische Tempel, von denen der letzte im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde. Die Klagemauer ist ein Überrest jenes zerstörten Tempels und die heiligste Stätte der Juden.
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