Nach Raketenhagel
Israel rüstet sich für den nächsten Krieg
Bei einem Raketenangriff militanter Palästinenser im Gazastreifen auf die Umgebung von Tel Aviv ist dort am Dienstag eine Frau ums Leben gekommen. Nach Medienberichten starb sie in der Stadt Rischon Lezion bei einem direkten Einschlag einer Rakete. Die Rettungsorganisation Zaka bestätigte den Todesfall. Mehrere Menschen wurden nach Angaben von Sanitätern bei den massiven Raketenangriffen aus dem Gazastreifen verletzt. In Tel Aviv waren am Abend immer wieder schwere Explosionen zu hören. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu kündigte an, die Hamas werde „einen hohen Preis“ für ihr Handeln zahlen.
Zugleich betonte Netanyahu, die Militäraktion werde länger dauern. „Mit Entschlossenheit und Zusammenhalt werden wir die Sicherheit für Israel wiederherstellen“, so Netanyahu, der gemeinsam mit Verteidigungsminister Benny Gantz und Armeechef Aviv Kochavi die Bevölkerung informierte.
Auch Gantz betonte am Dienstagabend, die bisherigen Luftangriffe seien „erst der Anfang“. Er appellierte an Juden wie Araber in Israel, sich verantwortungsvoll zu verhalten und nicht gewalttätig zu werden. Armeechef Kochavi teilte mit, es seien bisher mehr als 500 Ziele im Gazastreifen angegriffen worden, und man werde die Angriffe noch verstärken. Infanterie und Panzereinheiten der Gaza-Division marschieren bereits an der Grenze zum Palästinensergebiet auf. Luftabwehr, Geheimdienste und die Luftwaffe stehen in erhöhter Bereitschaft.
Der Angriff auf die Küstenmetropole Tel Aviv war der bisher schwerste dieser Art. In der Stadt Holon südlich von Tel Aviv wurde am Dienstagabend ein Bus getroffen, er brannte aus. Mindestens sechs Menschen wurden bei dem Raketenangriff verletzt, wie die Zeitung „Times of Israel“ unter Berufung auf Rettungsdienste berichtete. Zuvor waren bei Raketeneinschlägen im Süden Israels zwei Frauen ums Leben gekommen.
130 Raketen auf Tel Aviv
Die islamistische Hamas erklärte noch am Abend, 130 Raketen aus dem Gazastreifen nach Tel Aviv und Zentralisrael abgefeuert zu haben. Die Angriffe hatte sie zuvor als Vergeltung für die Zerstörung eines Hochhauses in Gaza-Stadt angekündigt. Bewohner des Gebäudes waren vor dem Angriff von den israelischen Streitkräften gewarnt und angehalten worden, das zwölfstöckige Haus zu verlassen, wie Augenzeugen am Dienstagabend berichteten.
Bei einem der Raketenangriffe aus dem Gazastreifen wurde am Dienstag nach Medienberichten auch eine wichtige Ölpipeline im Süden Israels getroffen. Fernsehbilder zeigten einen großen Behälter, der in Flammen aufging. Die Leitung verläuft zwischen den Städten Aschkelon und Eilat.
Abwehrsystem im Dauereinsatz
Der internationale Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wurde wegen der Angriffe für Landungen und Abflüge geschlossen. Die Flüge wurden nach Zypern umgeleitet. Die israelische Armee veröffentlichte auf Twitter ein Video, auf dem zu sehen ist, wie zahlreiche Raketen des israelischen Abwehrsystems Iron Dome (Eiserne Kuppel), die heranfliegenden Raketen aus dem Gazastreifen abfangen.
Der österreichische Werbeprofi und Kolumnist Harry Bergmann befindet zurzeit in Tel Aviv. Er sei wegen der Raketenangriffe „zum ersten Mal im Leben im Luftschutzbunker“, schrieb er auf Twitter. „Sieht aus wie Krieg. Hört sich an wie Krieg. Ist wohl Krieg“, kommentierte er die Situation.
Außenminister Schallenberg fordert „unverzügliche Deeskalation“
Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zeigte sich unterdessen nach einem Telefonat mit dem Außenminister der Palästinensischen Autonomiebehörde, Rijad al-Maliki, auf Twitter „tief besorgt von der Spirale der Gewalt und den anhaltenden Raketenangriffen aus Gaza“. Schallenberg forderte eine „unverzügliche Deeskalation“. Er bedauere zutiefst den Verlust von Leben von Zivilisten, erklärte der Minister.
Deutschland: „Israel hat das Recht auf Selbstverteidigung“
Der deutsche Außenminister Heiko Maas verurteilte die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Israel scharf. „Dass es jetzt noch eine derartige Eskalation der Gewalt gibt, ist weder zu tolerieren noch zu akzeptieren, und das haben wir auch gegenüber der Palästinensischen Autonomiebehörde sehr deutlich gemacht“, sagte Maas in Rom. Die Raketenangriffe müssten sofort beendet werden. „Israel hat in dieser Situation das Recht auf Selbstverteidigung“, fügte er hinzu.
In New York zeigte sich UN-Generalsekretär António Guterres sehr besorgt über die „schwerwiegende Eskalation im besetzten palästinensischen Gebiet und in Israel“ sowie in Gaza, wie ein Sprecher mitteilte. „Er ist zutiefst traurig über die zunehmende Zahl von Opfern - darunter Kinder - wegen israelischer Luftangriffe in Gaza sowie Todesfälle in Israel durch Raketen, die aus Gaza abgefeuert wurden.“
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