Raketenbeschuss
Israel: Tote und Verletzte bei 2. Angriffswelle
Die Zahl der Opfer in Israel steigt weiter: Die Raketenangriffe auf die Küstenmetropole Tel Aviv haben weitere Tote und Verletzte gefordert. Unter den Opfern befindet sich auch ein Kind, das, wie eine weitere Frau, im Zuge einer weiteren Angriffswelle in der Nacht auf Mittwoch in Lod bei Tel Aviv ums Leben kam. Zuvor hatte die Rettungsorganisation Zaka bereits von einer getöteten Frau in der Stadt Rischon Lezion berichtet. Im Gazastreifen starben nach Angaben der israelischen Armee mindestens 20 Mitglieder der islamistischen Hamas, darunter sollen sich auch zwei Top-Geheimdienstler befinden.
In Yehud, ebenfalls im Großraum Tel Aviv, sei ein Haus direkt getroffen worden, hieß es in israelischen Medien. Die Nachrichtenseite „Ynet“ berichtete, ein 84-Jähriger in Tel Aviv sei auf dem Weg zu einem Schutzraum zusammengebrochen. Mehrere Menschen seien infolge der massiven Raketenangriffe von militanten Palästinensern aus dem Gazastreifen verletzt worden. In der bereits tagsüber besonders schwer beschossenen Küstenstadt Ashkelon waren nach Angaben der israelischen Polizei bereits Stunden zuvor zwei Frauen bei Raketenangriffen getötet worden.
Im Westjordanland wurde nach offiziellen palästinensischen Angaben ein Palästinenser bei Zusammenstößen mit der israelischen Armee getötet. Der Mann sei im palästinensischen Flüchtlingslager Al-Fawwar nahe der Stadt Hebron durch Schüsse getötet worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium am Mittwoch mit.
„Wenn Israel zuschlägt, schlägt der bewaffnete Widerstand zurück“
Die Hamas gab am Dienstagabend an, 130 Raketen aus dem Gazastreifen auf Tel Aviv und Zentralisrael abgefeuert zu haben. Allerdings dürfte es sich um weit mehr gehandelt haben, das Bombardement von beiden Seiten hielt auch in den Nachtstunden an. Die militante Organisation Islamischer Dschihad berichtete am Mittwoch in der Früh, 100 Raketen aus dem Gazastreifen nach Israel abgefeuert zu haben. Die Hamas werde keinen Rückzieher machen, sagte ein Sprecher der militanten Islamisten im Gazastreifen. „Wenn Israel zuschlägt, schlägt der bewaffnete Widerstand zurück.“
Chef des Hamas-Geheimdienstes unter Opfern
Israels Luftwaffe reagierte nach eigenen Angaben mit dem umfangreichsten Bombardement des Gazastreifens seit dem Gaza-Krieg von 2014. Dabei seien in der Nacht auf Mittwoch auch der Chef des militärischen Geheimdienstes der Hamas, Hassan Kaogi, und sein Vize Wail Issa „neutralisiert“ worden. Palästinensische Quellen sprachen von Dutzenden Toten in dem abgeschotteten Küstengebiet. Im Gazastreifen seien zudem alle Polizeigebäude zerstört worden, wie die Hamas-Regierung Mittwochfrüh erklärte. Beschossen worden waren die Gebäude von Kampfflugzeugen.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza stieg die Zahl der seit Montag getöteten Palästinenser auf 35, darunter zwölf Kinder und drei Frauen. 233 Menschen seien verletzt worden. Laut der israelischen Armee wurden mindestens 20 Mitglieder der islamistischen Hamas und des militanten Islamischen Dschihads getötet, darunter hochrangige Vertreter.
Die Armee zerstörte in der Nacht auf Mittwoch zwei mehrstöckige Gebäude im Gazastreifen. Den Angaben zufolge befanden sich darin Büros ranghoher Hamas-Mitglieder. Die Bewohner der Gebäude waren vor dem Angriff von Israels Streitkräften gewarnt worden. Die Hamas hatte vor der Zerstörung des ersten Gebäudes mit einem „harten“ Raketenangriff auf Tel Aviv gedroht.
Flughafen Ben Gurion geschlossen, Schulen bleiben zu
Der internationale Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wurde wegen der Angriffe zeitweise für Landungen und Abflüge geschlossen. Die Flüge wurden nach Zypern umgeleitet. In zahlreichen Ortschaften im Großraum Tel Aviv sowie im Umkreis des Gazastreifens sollten am Mittwoch die Schulen geschlossen bleiben.
Regierungschef Benjamin Netanyahu sagte, die militanten Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad würden einen hohen Preis für die jüngsten Angriffe auf Israel bezahlen. „Diese Operation wird Zeit brauchen, aber wir werden den Bürgern Israels die Sicherheit zurückbringen.“ Generalstabschef Aviv Kochavi sagte, man sei fest entschlossen, den militanten Gruppierungen einen harten Schlag zu versetzen.
Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hat sich seit Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan Mitte April zugespitzt. In den vergangenen Tagen hatte es zunächst vor allem in Jerusalem heftige Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gegeben. Auslöser waren unter anderem Polizei-Absperrungen in der Altstadt sowie drohende Zwangsräumungen von palästinensischen Familien im Viertel Sheikh Jarrah.
Bürgermeister von Lod: „Bürgerkrieg in der Stadt“
In der Stadt Lod bei Tel Aviv, in der Juden und Araber gemeinsam leben, kam es dann am Dienstagabend zu schweren Ausschreitungen. Nach Medienberichten schändeten arabische Einwohner eine Synagoge und setzten sie in Brand. Außerdem seien Dutzende Autos in Brand gesetzt und Fenster von Geschäften eingeworfen worden. Der Bürgermeister von Lod, Yair Revivo, sprach im Fernsehen von einem „Bürgerkrieg“ in der Stadt und forderte eine sofortige Ausgangssperre. Um für Ruhe zu sorgen, wurden zahlreiche weitere Polizeitruppen in die Stadt geschickt. Auch in den arabisch geprägten Orten Akko im Norden des Landes und in Jaffa bei Tel Aviv kam es zu schweren Zusammenstößen.
Angesichts der zunehmend entfesselten Gewalt in Nahost soll der UNO-Sicherheitsrat am Mittwoch zum zweiten Mal binnen weniger Tage zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen.
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