Wie soll Gewalt an Frauen verhindert werden? „Wir Frauen müssen etwas tun, müssen uns trauen“, sagt ein Opfer. Die Kärntnerin wurde 25 Jahre von ihrem Partner misshandelt.
„Ich bin heute weder reicher noch ärmer, aber nicht mehr blau von den vielen Schlägen“, erzählt Susanne*. Sie hat sich bei der „Kärntner Krone“ gemeldet, um mit ihrer Geschichte anderen Gewaltopfern Mut zu machen - und aufzuzeigen, wie es in vielen Beziehungen wirklich läuft. Erst war es die große Liebe, dann kam schnell das erste Kind. Und dann die erste Watschen bei einem harmlosen Streit.
„Irgendwann war es fast normal“
„Er hat sich entschuldigt, viele Male. Ich bin natürlich geblieben.“ Es gab ja auch gute Zeiten. Dann weitere Söhne und Töchter. Und weitere Gewalt. „Irgendwann war es fast normal, dass er mich geschlagen hat, oft wegen einer Kleinigkeit. Und wegen der blauen Flecken hieß es nur: Du Patscherte, bist wieder in ein Kastl hineingefallen. Einmal hat er mir sogar das Trommelfell durchgeschlagen. Und immer wieder hieß es in den schlechten Phasen: Ich bring dich um!“
„Am schlimmsten war es für die Kinder“
Es dauerte fast ein Vierteljahrhundert, bis Susanne den Absprung schaffte: „Mein jüngstes Kind hatte einen Gewaltausbruch miterlebt und wollte dazwischen gehen - das war mein Weckruf, der Tag, an dem ich mich endlich getraut habe, aufzuschreien und etwas zu unternehmen.“ Es gab eine Wegweisung, Krisenintervention, Familienintensivbetreuung, ein langer Weg zu Scheidung und geordneten Verhältnissen - ein belastendes Strafverfahren.
Am schlimmsten war es für die Kinder, die teilweise trotzdem zum Vater hielten. Mir wurde erklärt, das sei eine Art Stockholm-Syndrom, Mitleid mit dem Täter - hier die starke Mutter, die alles immer ertragen hat, da der schwache Vater, der sich nicht anders zu helfen wusste.
Susanne*, Opfer von Gewalt
Susannes Appell an andere Betroffene: „Andere Opfer sollen daran denken, was ihnen passieren kann. Ich lebe noch, weil ich der Hölle gerade noch entkommen bin. Irgendwann hätte er mich sonst vielleicht totgeschlagen oder erschossen.“
Gegen Gewalt an Frauen
Ein deutliches Zeichen gegen häusliche Gewalt setzt auch die Justiz: Vor Kurzem stand in Klagenfurt ein 44-Jähriger vor Gericht, der seine Ehefrau jahrelang misshandelt und unter Waffengewalt brutal vergewaltigt hatte. Sogar einen Cobra-Einsatz hatte es gegeben. Mehrmals hatte das Opfer über das Martyrium berichtet - beim Prozess dann zog die Frau ihre belastenden Aussagen plötzlich zurück, erklärte, alles nur erfunden zu haben. Normalerweise platzen dann Verfahren - im konkreten Fall aber verurteilte Richter Gernot Kugi den Angeklagten trotzdem wegen Vergewaltigung, Nötigung und Freiheitsentziehung zu sieben Jahren Haft und ließ ihn noch im Gerichtssaal festnehmen.
Der Oberste Gerichtshof hat den Schuldspruch nun bestätigt: Auch wenn die Zeugin den Täter aus unbekannten Gründen entlastet hat (was in Beziehungsdramen oft vorkommt!), obliegt es letztlich doch der Beweiswürdigung durch das Gericht, welchen Aussagen Glauben geschenkt wird.
*Name von der Redaktion geändert
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