Michael Diem, der kaufmännische Direktor der Bregenzer Festspiele, hofft vor allem eines: dass heuer nach dem Coronajahr 2020 wieder ein Normalbetrieb möglich ist.
Verglichen mit Präsident Hans-Peter Metzler und Intendantin Elisabeth Sobotka ist Michael Diem das eher im Hintergrund agierende Drittel der Festspiel-Troika. „Ich bin eine Art Innenminister“, scherzt der Betriebswirtschaftler. Seit zwölf Jahren ist er für die Finanzen des Kultur-Events zuständig. Zahlen waren seit jeher die Domäne des Dornbirners: „Rechnen ist mir immer leicht gefallen, ausschlaggebend für das BWL-Studium waren aber die mannigfaltigen Möglichkeiten danach.“
Controller bei den Festspielen
Mannigfaltig waren eher seine Jobs während der Studienzeit (Raumausstatter, Kranführer, Kellner und Türsteher), seine berufliche Heimat fand er dann bereits 1997 am Bodensee. „Interesse kommt bei mir immer da auf, wo sich Dinge vermischen. So ging es mir auch mit der Stelle als Controller bei den Bregenzer Festspielen. Vermeintlich ein Widerspruch, für mich aber eine reizvolle Aufgabe in einem neuen Umfeld - lange bevor es überhaupt die Profession Kulturmanagement gab.“
Das richtige Näschen
Seit Michael Diem 2012 als Direktor die Nachfolge von Franz Salzmann antrat, hat der erklärte Britpop-Fan auch für Klassik offenbar das richtige Näschen: „Die Zusammenarbeit mit David Pountney war einzigartig: Engländern fällt das Treffen von Entscheidungen leichter als Österreichern. So zögerte er auch nicht, das geplante Folgestück nach den schwierigen ’Andre Chenier’-Saisonen, ’Showboat’, auf meinen Rat durch Mozarts ’Zauberflöte’ zu ersetzen. Er verabschiedete sich allerdings bei mir mit den Worten: Und Showboat hätte doch funktioniert!“
Der große Wunsch nach Normalität
Funktioniert haben die Festspiele jedenfalls in der Ära Metzler-Sobotka-Diem bis zur Pandemie blendend - Corona bremste 2020 aber auch das erfolgsverwöhnte Festival aus. Eine hoffentlich einmalige Sache: „Es besteht heuer keine Not, nicht den Normalbetrieb vorzubereiten“, gibt sich der zweifache Vater anlässlich des 75-Jahre-Jubiläums optimistisch, steht doch auch eine immerhin 60 Millionen Euro teure Sanierung der Seebühne und -tribüne an. Ein „must do“ für den sportlichen 50-Jährigen: „Unsere Besucher spüren, dass wir den besten Sound einer Freilicht-Opernbühne weltweit haben - das ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal.“
Unsere Besucher spüren, dass wir den besten Sound einer Freilicht-Opernbühne weltweit haben - das ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal
Michael Diem
Ein Herz für Klassik
Immer unter den Besuchern ist der Vater des Festspiel-Chefs: „Er war Blasmusikobmann und Volksmusik-begeistert. Mittlerweile möchte er am liebsten allen Produktionen beiwohnen.“ Und auch der Sohn hat mittlerweile sein Herz für Klassik entdeckt: „Nach 500 gehörten Opern freue mich immer auf die schwierigen Stellen und lausche immer ganz genau, wie gut diese unsere Sänger meistern.“ Zu hoffen ist: ähnlich gut wie Michael Diem seine Aufgaben...
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