„Krone“-Interview

Bei Alkoholproblem: Hilfe von Profis annehmen

Tirol
18.05.2021 12:30

Wolfgang Sparber ist GF der Tiroler Suchthilfe, welche die Vereine „BIN“ und Suchtberatung Tirol verbindet. Das Angebot ist vielfältig und richtet sich auch an Angehörige. Professionelle Helfer stehen bei Alkoholproblemen mit Rat und Tat zur Seite, wie er im „Krone“-Interview schildert.

„Krone“: Wie verteilt sich bei der Suchthilfe die Nachfrage?
Wolfgang Sparber:
 Im Vorjahr haben wir insgesamt etwa 2500 Betroffene und Angehörige betreut – knapp die Hälfte davon aufgrund der Alkoholthematik, etwa ein Drittel wegen Drogen und rund zehn Prozent wegen Nikotin. Der Rest sind Medikamente und Spielsucht. Bezogen auf alle Suchtmittel sind 67 Prozent der Betroffenen männlich. Interessant ist, dass sich dieser Wert bei der Beratung von Angehörigen umdreht – da betreuen wir zu 74 Prozent Frauen. Beim Alkohol sind diese Werte tendenziell sicherlich noch höher.

Wie gestaltet sich das Angebot für Alkoholsüchtige?
Im Prinzip bietet die Suchthilfe Beratung sowohl für Betroffene als auch für Angehörige. Wichtig ist aber auch die Einzel- und Gruppennachsorge nach einem stationären Entzug – wir nehmen oft in der Klinik Kontakt mit den Personen auf. Ein Entzug ist für eine Beratung aber nicht zwingend, jeder mit einem Alkoholproblem wird betreut. Es gibt auch ein psychotherapeutisches Angebot.

Wolfgang Sparber ist Geschäftsführer der Suchthilfe Tirol mit elf Beratungsstandorten. (Bild: Fred Einkämmer)
Wolfgang Sparber ist Geschäftsführer der Suchthilfe Tirol mit elf Beratungsstandorten.

Kommt es bei Alkoholismus des Öfteren zu Rückfällen?
Jeder weiß wohl, dass vor allem im Alkoholbereich die Rückfallgefahr relativ groß ist. Besonders, weil Alkohol eine leicht verfügbare Substanz ist und im sozialen Leben eine große Rolle spielt. Um abstinent zu bleiben, ist es daher umso wichtiger, sich nach einem Entzug professionelle Unterstützung zu holen. Zudem ist das soziale System von großer Bedeutung – speziell Angehörige sind allerdings auch von Begleiterscheinungen des Alkoholismus wie der Gefährdung des Arbeitsplatzes und einer Belastung der Kinder betroffen. Daher bieten wir auch für sie Beratungen.

Welchen Rat haben Sie für betroffene Personen?
Wer allgemein bei einer Suchterkrankung etwas verändern will, sollte sich unbedingt extern von Profis Hilfe holen – das Stigma hinter sich lassen und sich offensiv dieser Thematik annähern.

Porträt von Mirjana Mihajlovic
Mirjana Mihajlovic
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