14 Überfälle

Wachmann erzählt vor Gericht von Schusswechsel

Niederösterreich
21.01.2011 12:08
Am vorletzten Tag des Prozesses gegen drei mutmaßliche Serienbankräuber (25, 27 und 43) ist am Freitag am Landesgericht St. Pölten der letzte und spektakulärste der 14 Überfälle - jener auf eine Raika in Blindenmarkt (Bezirk Melk) im Dezember 2009 (Bild) - verhandelt worden. Gleich zu Beginn sagte der private Wachmann aus. Er war in einen Schusswechsel mit dem jüngsten Angeklagten verwickelt und traf ihn auch mit einer Kugel. Zwei Beschuldigten wird wegen der Schießerei, nach der sie schließlich festgenommen wurden, auch versuchter Mord vorgeworfen - wogegen sie sich bei der Zeugenbefragung heftig wehrten.

Der Wachmann habe den Überfall auf die Bank von einem der Büroräume aus mitbekommen, den Alarmknopf betätigt und sei dann bewaffnet ins Freie gegangen, wo er den Täter stellen wollte, gab der 40-Jährige an. Hinter einem Auto versteckt habe er gewartet und dann "Stehen bleiben, Polizei" gerufen. Daraufhin habe sich der 25-Jährige "wortlos umgedreht und es hat gekracht". Der Schuss sei seiner Erinnerung nach in der Höhe des Bauches in seine Richtung abgegeben worden - was der Angeklagte bestreitet. "Ich hab dann meine Waffe abgefeuert in seine Richtung", führte der Wachmann aus.

Beinahe von Fluchtauto niedergefahren
Nach einer kurzen Verfolgungsjagd durch eine Seitenstraße, bei der von beiden Seiten weitere Schüsse fielen, sei plötzlich ein Auto auf ihn zugefahren und er sei zur Seite gesprungen: "Sonst wär' ich unter die Räder gekommen". Aus dem Auto sei noch ein Schuss gefallen - offensichtlich durch die Heckscheibe - und auch er habe noch weitere Kugeln abgefeuert - insgesamt sechs, wie er meinte. Dass er den Beschuldigten am Oberkörper getroffen habe, habe er erst durch die Polizei erfahren.

Warum der Security-Mann im Büro gewartet habe und nicht wie Sicherheitsfirmen normalerweise zur Abschreckung vor oder in der Bank stand, wollte Verteidigerin Irmtraud Oraz nicht einleuchten. Dies sei Taktik gewesen, erklärte der Zeuge, der 16 Jahre lang als Polizist tätig war: "Das ist üblich bei manchen Firmen, aber ich bin meine eigene Firma und ich hab meine eigenen taktischen Maßnahmen". Von dem Überfall habe er im Vorfeld jedenfalls nichts gewusst.

Bedingt durch zahlreiche Fragen von Verteidigerin und Beschuldigten gestaltete sich nicht nur die Einvernahme des Wachmanns langwierig, sondern auch die anschließenden Aussagen der Gutachter. Der Schuss, der den 25-jährigen Angeklagten traf, trat in der linken hinteren Achselregion ein und links vorne in der Nähe der Brustwarze wieder aus. Verletzt wurden dabei aber nur Weichteile, weshalb der Mann "durch den Treffer nicht wesentlich beeinträchtigt" wurde und ungehindert flüchten konnte, so Gerichtsmediziner Christian Reiter.

Mindestens neun Schüsse abgegeben
Laut Schusstechniker Ingo Wieser ist die Abgabe von zumindest neun Schüssen gesichert. Direkt vor der Bank drückten sowohl der Beschuldigte als auch der Security-Mann jeweils einmal ab. Die Angaben darüber, wer zuerst schoss, differieren allerdings: Der Security-Mann und ein Bankkunde, der während des Überfalls nach draußen flüchtete und die Szene beobachtete, schilderten, dass der flüchtende Räuber zuerst gefeuert habe. Der Verdächtige bestritt dies aber.

Im Laufe der Verfolgungsjagd schoss der Beschuldigte ein weiteres Mal, der Wachmann erwiderte das Feuer zweimal, so Wieser. Die nächsten beiden Kugeln des Security-Mannes trafen das Auto der Flüchtenden in die Motorhaube und aus nur 20 bis 30 Zentimetern Entfernung in die linke Hintertür. Dann soll einmal von den Beschuldigten von innen durch die Heckscheibe gefeuert worden sein, was diese aber leugneten. Der neunte und letzte Schuss wurde vom Wachmann hinter dem nachfahrenden Wagen abgegeben - ging aber ins Leere.

Hohe Konzentrationen von Schmauchspuren im Pkw
Dem chemischen Sachverständigen Reinhard Binder zufolge fanden sich im Inneren des Autos Schmauchsuren "in relativ hohen Konzentrationen" an der Decke und der Heckscheibe, "sodass man sagen kann, dass aus dem Wagen ein Schuss abgefeuert wurde". Spuren einer von außen eintretenden Kugel wären von der Größenordnung der Konzentration her "um tausend geringer".

Das Verfahren gegen den Wachmann wurde von der Staatsanwaltschaft eingestellt, ihm wurde Notwehr zugebilligt. Die Verteidigung hat einen Antrag auf Fortführung gestellt. 

Am Montag, dem sechsten und letzten Verhandlungstag, stehen noch die Schlussplädoyers am Programm. Danach werden die Geschworenen ein Urteil fällen.

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