Greenpeace erhebt schwere Vorwürfe gegen Amazon: Der Online-Händler soll trotz eines entsprechenden Gesetzes, das dies verbietet, weiterhin Neuware zerstören. Am niedersächsischen Standort Winsen würden an acht Arbeitsplätzen, die Amazon „Destroy-Stationen“ nennt, originalverpackte Produkte für die Vernichtung vorsortiert. Amazon entsorge so allein an einem Standort jede Woche mindestens eine Lkw-Ladung nicht verkaufter Ware, von T-Shirts über Bücher bis hin zu fabrikneuen Elektroartikeln, so die Umweltschutzorganisation. Das zeigten Filmaufnahmen eines Rechercheurs, der mehrere Wochen als Angestellter in dem Logistikzentrum gearbeitet habe.
Die Umweltschutzorganisation hatte Ende 2019 erstmals dokumentiert, welche Neuwaren in Winsen regelmäßig weggeworfen werden. Diese und frühere Enthüllungen hatten dazu beigetragen, dass der Bundestag 2020 im Zuge einer Reform des Kreislaufwirtschaftsgesetzes neue Regeln für Händler einführte: Die Obhutspflicht schreibt laut Gesetzestext vor, „beim Vertrieb der Erzeugnisse, auch im Zusammenhang mit deren Rücknahme oder Rückgabe, dafür zu sorgen, dass die Gebrauchstauglichkeit der Erzeugnisse erhalten bleibt und diese nicht zu Abfall werden“.
Doch bisher werde die Obhutspflicht weder umgesetzt noch von den Behörden überwacht, so der Vorwurf von Greenpeace. „Amazon setzt allein auf schnellen Umsatz und hält deshalb den Platz im Regal für wichtiger als das Produkt darin - eine klimaschädliche Ressourcenverschwendung!“, kritisiert Viola Wohlgemuth, Konsum-Expertin bei der Umweltschutzorganisation. Der Konzern nutze aus, dass es bisher an einer Rechtsverordnung zur Obhutspflicht fehle, weshalb keine Strafen verhängt würden.
Allein am Standort Winsen schickt Amazon wöchentlich mehr als eine LKW-Ladung Neuwaren in die Entsorgung. Vorbereitet wird das an 8 s.g. Destroy-Stationen. 6/12 pic.twitter.com/AsSDJ8hAoP
— Greenpeace Investigativ (@gpinvestigativ) May 20, 2021
Und der Konzern bereite sich bereits darauf vor, dass laut Gesetz Entsorgungsunternehmer nur noch kaputte Ware abholen dürften, so Greenpeace in einer Mitteilung weiter. Der Umweltschutzorganisation liegen laut eigenen Angaben Informationen vor, dass Amazon künftig originalverpackte T-Shirts zerschneiden will, bevor sie in die Abfalltonne geworfen werden. Ein Testlauf habe bereits stattgefunden, bei dem Textilien mit der Schere zerstört worden seien.
Deponierung laut Amazon „allerletzte Option“
Amazon erklärte gegenüber der ARD-Sendung „Panorama“, der Konzern arbeite daran, möglichst gar keine Produkte zu vernichten. „Nur wenn wir keine andere Möglichkeit mehr haben, geben wir Artikel zum Recycling oder zur Energierückgewinnung - oder als allerletzte Option - zur Deponierung“, zitierte die ARD am Donnerstag. Es handle sich dabei um wenige Produkte, der Anteil befinde sich im „Promillebereich“.
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