Tiroler Landestheater

Uraufführung des Dramas „Königin der Berge“

Tirol
21.05.2021 20:00

Die Uraufführung des Schauspiels „Königin der Berge“, nach dem gleichnamigen Roman von Daniel Wisser, in den Kammerspielen bot wenig Überraschendes. Regisseur Felix Hafner ließ in der Bühnenfassung von Thomas Krauß popkulturelle Zitate mit der unverstellten Echtheit des leidenden Protagonisten kollidieren.

Herr Turin, dargestellt von Stefan Riedl, leidet nämlich an Multipler Sklerose (MS). Ein Stoff, für den Daniel Wisser auf eigene Erfahrungen zurückgreift. „Ich habe Ende der 90er einen MS-Patienten in einem Heim kennengelernt, der mich mit seinem Fatalismus und mit seiner Organisationsgabe beeindruckt hat“, sagte Wisser nach der Premiere im „Krone“-Gespräch.

Zudem kenne er eine Person aus dem familiären Umfeld, die zum selbst gewählten Freitod in die Schweiz habe fahren wollen. Turin darf somit als Kulmination und Verdichtung dieser beiden Personen gelten, die natürlich nicht ohne fiktionale Anteile auskommt.

Versuch einer Umsetzung der Romanvorlage
Am Mittwochabend lernte man Turin bei der Kammerspiel-Premiere jedenfalls als Menschen kennen, der zugleich in Selbstmitleid ertrinkt und in anderen Momenten nicht auf die absolute Kontrolle über das Heim-Gefüge verzichtet. Auch Lust und diesbezügliche Grenzüberschreitungen erlaubt er sich, trotz Rollstuhl und Impotenz, angesichts der ihn umgebenden Krankenschwestern.

Daniel Wisser (li.) und Felix Hafner zeigten MS und Popkultur. (Bild: Stegmayr Markus)
Daniel Wisser (li.) und Felix Hafner zeigten MS und Popkultur.

Um diese einfache Geschichte zu erzählen, die von den inneren Monologen von Turin angetrieben wird, setzte Hafner auf metaphorische Verdichtung des in der Romanfassung knapp 400-seitigen Textes. „Ich wollte vor allem das Traumhafte des Textes auf der Bühne gut sichtbar machen“, betonte Hafner nach der Vorstellung.

Trotz solidem Schauspiel wenig Schwung
Das gelang ihm vor allem mit kurzen Videosequenzen, mit Off-Stimmen und vergleichbaren Mitteln. Dennoch nahm der knapp 105-minütige Theaterabend nur wenig Fahrt auf. Zu unklar blieb, wo genau die Reibeflächen von Popkultur-Zitaten und der löblichen und durchaus auch wichtigen Thematisierung der Selbstbestimmung des eigenen Todeszeitpunktes liegen könnten.

Damit blieb lediglich ein Theaterabend übrig, der mit solider schauspielerischer Leistung zu unterhalten und ob des Themas auch zum Teil zu berühren verstand. Auf künstlerischer Ebene blieben aber Fragen offen.

Markus Stegmayr, Kronen Zeitung

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